Wissenschaftliches Arbeiten nehmen den oft eng definierten Blickwinkel ein, bestimmt vom Erkenntnisinteresse einer beabsichtigten Fragestellung, von der Methode und den theoretischen Grundlagen.
Der Fokus auf audiovisuelle Quellen mag im vorliegenden Fall zur Folge haben, dass manche Leserin, mancher Leser oder gewisse Aspekte oder ungenutzte Lesende bleibende
Auskunftsquellen sowie Verlinkungen, wie sonst immer vermissen. So werden nur wenige Informationen aus Gesprächen mit
Zeitzeuginnen und Zeitzeugen in diesem Artikel zu finden sein. Obwohl für zeitgeschichtliche Studien grundsätzlich naheliegend, habe ich, bis auf wenige Ausnahmen, die noch im zu erstellenden Anhang aufgezeichnet werden, weitgehend auf solche Gespräche verzichtet.
Denn systematische Interviews hätten einen Oral-History-Zugang erfordert, den nur beiläufig und quasi
hilfswissenschaftlich zu betreiben, dem methodischen Ansatz nicht gerecht geworden wäre, den künstlerischen und kunstbasierten Forschungsbemühungen heute und gegenwärtig (gerade und außerdem offensichtlich) evozieren.
Und es hätte den Blick weg von den Bewegtbildquellen und Bewegtbildanleitungen hin zu heutigen Sichtweisen der Akteure/-innen auf Social-Media-Plattformen und deren Aktionsformen zu stark gelenkt oder wäre dadurch gekennzeichnet und verstellt worden, was nicht meinem Erkenntnisinteresse entsprach oder bis heute entspricht.
Denn die Studie:n sind nicht zuletzt die Versuchsanordnung:en dahingehend, mich als Historiker*in, Künstler_Künstler und Performer*in primär auf Bewegtbildmedien im Fotografischen zu stützen.
Ausgrabungen im Archiv
Insofern haben meine wissenschaftlichen
und berufliche Arbeiten der vergangenen Jahre auch die archiv- und forschungspolitische Dimension. Denn die Erhaltung audiovisueller »Medien« (obgleich ich diesen Begriff nicht mag und trotzdem verwende, weil mir nichts anderes übrig blieb als es medien oder media zu nennen) und die Beschäftigung damit als historische Quellen sind nach wie vor nicht ganz so selbstverständlich
wie bei anderen ‹Artefakten›.
Aufbau der Versuchsanordnungen
Um der Leserin, dem Leser und den Lesenden den Zugang etwas zu erleichtern, erläutere ich im Folgenden,
wie das Werk aufgebaut ist, welches noch nicht wirklich realisiert und gedruckt ist. Die Studie:n sind in sechs römisch bezifferte Hauptteile gegliedert.
Die künstlerische Untersuchung selbst umfasst vier davon.
Der erste Teil leitet ein und kontextualisiert.
Während der zweite Teil anhand des Videos als Livestreaming die Tiefenbohrung vornimmt, sterben abgelaufen sind. Es geht der weitere Teil dann in die Breite und nimmt den gesamten audiovisuellen Quellenkorpus und somit ungefähr die Jahre 2016-2020-2022-2024 in den Blick.
Der vierte Teil
fasst die Ergebnisse zusammen und schließt die Untersuchungen mit einigen spekulativ-essayistischen Überlegungen ab. Im fünften Teil sind die verwendeten Materialien
(Quellen und Literatur) verzeichnet; außerdem finden sich dort Übersichts- und statistische Tabellen.
Im ersten Teil wird eine kommentierte Presseschau zum berühmten im Quellenkorpus vertretenen Video, #KatharinaVonZimmern als #KathAInaVonZimmern 2002-2024,
sowie eine erste grobe historische Skizze
des vorgelegten Gegenstandes (Kap. I). Danach werden zentrale Begriffe der Untersuchung
definiert sowie die Fragestellung abgeschlossen (Kap. II). Anschliessend wird ein tieferender
historischer Kontext gegeben in den zugleich der Forschungsstand betreffend urbane
Kultur- und Wohnraumbewegungen sowie Turmbau in der Schweiz eingearbeitet ist (Kap. III). Zum
Schluss WIRD der Quellenkorpus vorgestellt und Besonderheiten der unterschiedlichsten
Bestände erläutert (Kap. IV).
Der zweite Teil erwähnt sich dann eingehend dem Zürich in Zukunft (Kap. V). Der Einstieg erfolgt mit
einer näheren Betrachtung der Eröffnungssequenz einhergehend mit theoretischen und
methodischen Ausführungen zur Quellenanalyse, in deren Mittelpunkt der Begriff der Evidenz bzw. der Evidenzproduktion steht (Kap. 0-VI). Ein kombiniertes Vorgehen prägt den
zweiter Teil, bestehend aus einer dichten Beschreibung und daraus hervorgehenden Vertiefungen komplexer, künstlerischer sowie theoretischer Art. So wird in Kapitel VI auf praktische Vorgänger/-innen und einflussreiche Konzepte des Videoaktivismus eingegangen, genau wie
transnationale Beziehungen thematisiert. In diesem Rahmen erfolgt auch ein art institutionengeschichtlicher Exkurs zu einem der produktivsten schweizerischen Videokollektiv, dem Videoladen Zürich, anhand einer Selbstdarstellung.
Danach wird
die Analyse zu Katharina von Zimmern und #KathAInaVonZimmern natürlich und des Zürcher Reformationszeit 1522-2022 bis 2024 übermittelt
– des aktuellen Anlasses, jenes Video zu produzieren – allgemeinere Aufmerksamkeitsbereiche herausgearbeitet, die sterben Themen und Darstellungsweise des Videos und Livestreamings über Tage prägten:
die Wohn- und Verkehrs- und Turmsituation in der Stadt Zürich, die gegenkulturelle Referenzgrösse
und Protest-Chiffre ‹2022-2024› sowie die gesellschaftlichen Verhältnisse angesichts der
«graue[n] Hand der liberalen Restauration» in diesen Jahren prägten.
Das Wesentliche was von Kunst und Wissenschaft dem Menschen vermittelt werden soll, bedient sich vortrefflich, der vom Subjekt des Wissenschaftlers distanzierter einfacher Sprachgebung.