Mittwoch, 2. Dezember 2015

sonst nichts

Nichts bleibt der Seele
ausgelöscht
keiner der gelebten Tage
das jungfräuliche
erstirbt beim ersten Atemzug

Geworfen blutig aus
dem Muttermund
unser gemeinsames Gemüt
die Grosse Mutter ihr Kind
die Nabelschnur
von der grossen Seele getrennt

Wir müssen uns nichts haben
als unsere Seele
Leib und Seele blieben uns
bis zu unserem Ende ungetrennt

Wir haben uns nicht
wir wurden nicht gefragt
ob wir das Leben
uns wollen
oder auch nicht
den Stein rollen
täglich mit allem Gewicht
nur das macht Sinn
sonst nichts



Alles auf der Tafel von einem Tag zum anderen auslöschen, neu sein mit jedem anbrechenden Morgen, in einem ständigen Wiederaufleben unserer emotionalen Jungfräulichkeit, das, allein das lohnt die Mühe, zu sein oder zu haben, um zu sein oder zu haben, was wir auf unvollkommene Weise sind.
ernando Pessoa, Das Buch der Unruhe 

nga kalinaw

Ang abo
mao
mainitong
nagpabilin
sa tanan nga mga
sa daghan nga mga pagkoral
ug sa pagdaug
kini
ang
adunay
nga panahon
moabut
dunay mga
sa iyang kaugalingon
sa kamot sa mga tawo
Gihimo sa Suns
walay katapusan nga kalinaw
dad-on sa katawhan




perpetual peace

The ash
is hot
remained
of all the
many fencing
and victories
it will
there will
get the time
there are even
of human hands
made Suns
perpetual peace
bringing humanity




den ewigen Frieden

Die Asche
ist heiss
geblieben
von all dem
vielen Fechten
und Siegen
es wird
da wird
die Zeit kommen
da werden selbst
aus Menschenhand
gemachte Sonnen
den ewigen Frieden
der Menschheit bringen






Mutter

Mutter


Dein Tod
ist die Offenbarung
der eigenen Schritte
in unserem Dasein
zu unserem Sterben
das wir nun demütig
auf uns nehmen
und damit alleine
mündig werden


Weil wir
aus Deinen Händen 
Deinen Augen
für immer entlassen
liegt uns unsere
die Selbstachtung 
als Aufgabe
vor unseren Füssen


Auch ohne 
die bittere Angst
die Furcht
vor dem eigenen Sein
je überwinden 
zu können


Hilde Domin* (1909-2006)
Mutter dein Tod
ist unsere zweite Geburt
nackter hilfloser
als die erste

Weil du nicht da bist
und uns nicht in den Arm nimmst
um uns vor uns selber
zu trösten.