Eine neue Ära für die deutsche Gaswirtschaft schürt Klimaängste
Notmaßnahmen zur Beendigung der Energieabhängigkeit von Russland stellen einen Sieg für die Pläne der Gaslobby dar, Europas größte Volkswirtschaft in den globalen Markt für verflüssigtes Erdgas einzubinden, warnen Aktivisten.
Von Phoebe Cook am 6. Dezember 2022 um 23:01 PST
Serie: GAS LOCK-IN
Ein schwimmendes LNG-Terminal überquert den Saronischen Golf in Griechenland. Bildnachweis: Moofushi/Adobe-Lager
Diese Geschichte ist Teil einer DeSmog-Serie über den Einfluss der Gaslobby in Europa und wurde mit Unterstützung von Journalismfund.eu entwickelt
WILHELMSHAVEN, Deutschland — Seit 150 Jahren ist die Schwerindustrie das Lebenselixier des deutschen Hafens Wilhelmshaven, ein Zentrum für Schiffbau, Kunststoff, Kohle und Stahl. Jetzt steht die Stadt an vorderster Front des Landes, um seine Abhängigkeit von russischem Gas zu durchbrechen.
Am Samstag soll ein neu gebauter Steg die unter norwegischer Flagge fahrende Höegh Esperanza aufnehmen, ein 280 Meter langes Schiff, das in der Lage ist, Ladungen von unterkühltem Erdgas in flüssige Form zu entladen und dann in Spezialtankern über den Ozean zu verschiffen.
Die Anlage ist die erste von sechs schwimmenden Einheiten, die im nächsten Jahr an verschiedenen Stellen entlang der deutschen Küste anlegen sollen, wo Flüssiggas wieder in seinen gasförmigen Zustand umgewandelt und in das deutsche Gasnetz eingespeist wird. Bis zu drei Onshore-Äquivalente werden die Importkapazität weiter steigern. Diese Reihe neuer Infrastrukturen wird es dem Land ermöglichen, genug verflüssigtes Erdgas (LNG) von Produzenten wie Katar und den Vereinigten Staaten zu kaufen, um bis zu einem Drittel seines heutigen Bedarfs zu decken, sagen Beamte.
Uniper, RWE und andere große deutsche Energieversorger argumentieren, dass die Umstellung auf LNG Deutschlands einziger praktikabler Ersatz für russisches Pipelinegas ist, das mehr als die Hälfte der Importe des Landes ausmachte, bevor Präsident Wladimir Putins Invasion in der Ukraine eine hektische Suche nach Alternativen auslöste.
Klimaaktivisten sehen die neuen Piers und Pipelines jedoch als ominöse Zeichen dafür, dass die Gaslobby endlich ein langjähriges Ziel erreicht hat, Deutschland in den globalen 100-Milliarden-Dollar-LNG-Markt einzubinden – was droht, Europas größte Volkswirtschaft jahrzehntelang an fossile Brennstoffe zu binden Kommen Sie.
„Es wird viel neue fossile Infrastruktur installiert, und Umwelt- und Klimaexperten sind sehr besorgt, dass dies weit über die kurzfristig benötigte Infrastruktur hinausgehen und neue fossile Lock-Ins schaffen könnte“, sagte Nina Katzemich von LobbyControl einer Transparenz Aktionsgruppe mit Sitz in Berlin und Köln.
Das sind potenziell sehr schlechte Nachrichten für das Klima: Die enorme Menge an Methan, die bei der Herstellung, dem Transport und der Lagerung von LNG austritt, bedeutet, dass die mit dem Import des Kraftstoffs verbundenen CO2-Emissionen bis zu zehnmal höher sein könnten als für die entsprechende Menge einer russischen Pipeline Gas, sagen Forscher.
Darüber hinaus könnte Deutschland laut einem neuen Bericht die Notwendigkeit umgehen, die geplanten Onshore-LNG-Terminals zu bauen, wenn es aggressivere Schritte zur Eindämmung der Energienachfrage unternehmen würde, indem es Pläne zur Installation von mehr Wärmepumpen in Haushalten und zur Renovierung von Gebäuden vorantreibt.
Da Gaslobbyisten seit der russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar Hunderte von Treffen mit Beamten abgehalten haben, beschuldigen Aktivisten die Industrie laut DeSmog-Analyse offizieller Aufzeichnungen, die Diskussion über Maßnahmen zur Reduzierung der Nachfrage nach ihrem Produkt zu verdrängen – mit katastrophalen Folgen für das Klima.
„Wir müssen mehr in erneuerbare Energien investieren, nicht Infrastruktur binden oder andere Länder für unsere eigene ‚Energiesicherheit‘ ausbeuten“, sagte Stefanie Eilers, Aktivistin in Wilhelmshaven vom Naturschutzbund, einer Umweltgruppe mit mehr als 500.000 Mitgliedern Mitglieder. „Es ist ein Wahnsinn mit fossilen Brennstoffen.“
Ende dieses Jahres soll Deutschland sein erstes direkt importiertes LNG erhalten. Bildnachweis: DeSmog
Auferstandene Hoffnungen
Das Projekt der Gaslobby, Deutschland in den globalen LNG-Markt einzubinden, geht mindestens auf das Jahr 2005 zurück, als E.ON Ruhrgas – eine Tochtergesellschaft des Gasunternehmens E.ON – erstmals Pläne für ein Importterminal in Wilhelmshaven vorschlug.
Bis zum vergangenen Jahr war Deutschland vor allem auf die reichliche Versorgung mit billigem russischem Pipeline-Gas sowie auf den Import von LNG über Frankreich, Spanien und die Niederlande angewiesen. Noch im April 2021 musste Uniper, damals einer der größten Abnehmer Europas für russisches Gas, den jüngsten Versuch, ein LNG-Terminal in Wilhelmshaven zu eröffnen, wegen mangelnder Nachfrage auf Eis legen.
Nach dem Einmarsch in die Ukraine änderten sich die Berechnungen dramatisch. Die deutsche Regierung und die Gasindustrie, die seit langem eine starke Stimme in der Energiepolitik hat, sind sich über die Notwendigkeit eines schnellen Imports von LNG einig, als Russland die Gaslieferungen als Reaktion auf westliche Sanktionen einschränkte. Der Schritt drohte die deutsche Wirtschaft zu lähmen, die laut Clean Energy Wire in der ersten Hälfte dieses Jahres für etwa 27 Prozent ihres gesamten Energieverbrauchs auf Gas angewiesen war, hauptsächlich für Heizung und Industrie.
Die Grünen, ein Partner in der deutschen Regierungskoalition, haben weitreichende Maßnahmen zur Förderung von Wind und Sonne vorgestellt spring, wurde zu einem starken Befürworter von LNG. Grünen-Politiker Robert Habeck, Deutschlands Vizekanzler und Minister für Wirtschaft und Klimaschutz, forderte eine neue Gasimportinfrastruktur in „Tesla-Geschwindigkeit“ – ein Hinweis auf den schnellen Bau einer Gigafactory bei Berlin.
Wochen später gab Deutschland fast drei Milliarden Euro frei, um vier schwimmende LNG-Importterminals von RWE und Uniper zu leasen, darunter die Höegh Esperanza in Wilhelmshaven. Im Mai verabschiedete die Regierung ein Gesetz zur Beschleunigung des Einsatzes durch Lockerung der Planungsregeln. Die Regierung hat die LNG-Terminals als Notlösung dargestellt. Aber Lizenzen, die den Betrieb der Infrastruktur für bis zu 20 Jahre ermöglichen, haben Befürchtungen geweckt, dass die Terminals hier bleiben werden.
„Unternehmen hatten es jahrelang versäumt, Terminals zu bauen. Sie haben es nie geschafft, weil sie keinen Business Case hatten“, sagte Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz bei der gemeinnützigen Umweltaktion Deutschland in Hannover, gegenüber DeSmog. „Nach Kriegsbeginn sprachen sie nicht über wirtschaftliche Machbarkeit, sondern über Energiesicherheit, und an diesem Punkt beschloss die Regierung, auf alle bestehenden Pläne aufzuspringen.“
Nach einer trostlosen Zeit für LNG, als eine Kombination aus der COVID-19-Pandemie, Klimabedenken und Nervosität der Investoren die Investitionen stark belastet hatte, nutzten Industriegruppen auf beiden Seiten des Atlantiks die Invasion in der Ukraine, um das Schicksal der Branche wiederzubeleben.
Gas Infrastructure Europe, der Verband der europäischen Gasinfrastrukturbetreiber; Eurogas, das den Großhandels-, Einzelhandels- und Vertriebssektor vertritt, und LNG Allies, ein Industrieverband in den Vereinigten Staaten, der mit Katar und Australien um den weltweiten Spitzenexporteur des Kraftstoffs wetteifert, gaben Erklärungen ab, in denen sie die EU aufforderten, in zu investieren LNG-Infrastruktur.
Kanadas Öl- und Gasindustrie hat ebenfalls Gelegenheiten ausspioniert. Als im Januar die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine zunahmen, schlugen kanadische Beamte und das in Calgary ansässige Unternehmen Pieridae Energy bei einem virtuellen Treffen mit deutschen Beamten die Idee vor, kanadisches LNG zu exportieren, wie DeSmog zuvor berichtet hatte. Das Treffen fand im Rahmen der kanadisch-deutschen Energiepartnerschaft statt, die im März 2021 gegründet wurde, um Handelsmöglichkeiten für „saubere Energien“ – einschließlich Wasserstoff und LNG – zu fördern.
Umweltschützer Jochen Martin protestiert gegen neue LNG-Infrastruktur im norddeutschen Wilhelmshaven. Bildnachweis: Phoebe Cooke
„Politische Entscheidung“
Deutsche Energieversorger, Gasnetzbetreiber und internationale Mineralölkonzerne haben sich angesichts der Eskalation der Ukraine-Krise schnell an die Regierung gewandt.
Vertreter der Gas- und Energiewirtschaft trafen sich in den sieben Monaten nach der Invasion mindestens 547 Mal mit deutschen Beamten, wie aus Antworten auf eine parlamentarische schriftliche Anfrage hervorgeht, die im Oktober von drei Abgeordneten der Linkspartei eingereicht und von DeSmog analysiert wurde. Die Treffen umfassten Gespräche, Telefonate, schriftlichen Austausch, Rundtischgespräche und gelegentliche gemeinsame Pressekonferenzen, bei denen Führungskräfte, die die in Brunsbüttel, Stade und Lubmin geplanten LNG-Projekte vertraten, regelmäßig mit Habeck und anderen hochrangigen Beamten zusammentrafen.
Aktivisten räumten ein, dass die Regierung eine vorübergehende Reaktion auf die Energiekrise erörtern müsse – sagten jedoch, sie befürchteten, dass Gasunternehmen ihren umfassenden Zugang genutzt hätten, um eine langfristige Rolle für fossile Brennstoffe zu fördern, trotz Deutschlands Ziel, bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen.
„Wenn politische Entscheidungsträger nur eine Seite der Geschichte hören, können wir davon ausgehen, dass ihre Entscheidungen auch diesen Interessen dienen und nicht denen der Öffentlichkeit“, sagte Sam Beiras, Sprecher der WeiterSo! Kollectiv, eine Interessengruppe, die versucht, den Einfluss der Gaslobby in Deutschland herauszufordern. „Das ist in unseren Augen ein großer Skandal.“
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), eine große Interessenvertretung der Gaswirtschaft, hat in den sieben Monaten 71 Treffen mit Habeck und anderen Funktionären abgehalten. Geleitet wird die Gruppe von Geschäftsführerin Kerstin Andreae, einer ehemaligen Bundestagsabgeordneten der Grünen, die den Gesetzentwurf zur Erleichterung der Planungsregeln für neue LNG-Terminals unterstützt hat.
Uniper, das im September verstaatlicht wurde, nachdem es enorme Verluste erlitten hatte, als Russland den Gasverkauf einschränkte, hielt 47 Treffen mit der Regierung ab, während sein früherer Eigentümer, das finnische Unternehmen Fortum, 14 abhielt. Uniper sagte gegenüber DeSmog, die Treffen betrafen die Schritte der Regierung zur Stabilisierung der Finanzen des Unternehmens , und seine Forderung, dass das Unternehmen das LNG-Importterminal in Wilhelmshaven baut und betreibt und LNG-Lieferungen weltweit beschafft.
RWE, die hinter dem geplanten LNG-Terminal in Brunsbüttel steht, war in 48 Sitzungen vertreten. Letzte Woche haben der US-Ölkonzern ConocoPhillips und QatarEnergy einen 15-Jahres-Vertrag unterzeichnet, um das Unternehmen ab 2026 jährlich mit zwei Millionen Tonnen LNG zu beliefern. RWE hat auch Verträge über den Kauf von LNG von Abu Dhabis staatlichem Ölkonzern Adnoc abgeschlossen.
„Es war eine politische Entscheidung der Bundesregierung, leitungsgebundenes Erdgas durch LNG zu ersetzen“, teilte RWE in einer E-Mail an DeSmog mit. „Das Ziel war klar:um Deutschland unabhängiger von russischen Importen zu machen und schnellstmöglich Versorgungssicherheit für Industrie und private Haushalte zu schaffen.“
Markus Krebber, RWE-Vorstandsvorsitzender, und Uniper-Vorstandsvorsitzender Klaus-Dieter Maubach führten Gespräche mit Staatssekretär Jörg Kukies über eine „Zusammenarbeit“ mit dem Senegal. Keines der beiden Unternehmen hat öffentlich über die Fortsetzung von Gasplänen im Senegal gesprochen, aber Berichte über eine mögliche Gaspartnerschaft zwischen der deutschen Regierung und dem Senegal sind auf heftige Kritik von Klimaaktivisten gestoßen.
Deutsche Beamte sprachen in den ersten Kriegsmonaten auch regelmäßig mit multinationalen Öl- und Gasunternehmen, darunter mit den Vorstandsvorsitzenden von Shell, TotalEnergies und Equinor. Diese Treffen wurden zu verschiedenen Themen abgehalten, darunter „Energieversorgung“ und der Ausstieg aus dem russischen Öl, aber auch zu Wasserstoff.
Unternehmen und Gruppen, auf die in diesem Artikel verwiesen wird, wurden von DeSmog um einen Kommentar gebeten, haben jedoch, sofern nicht anders angegeben, vor der Veröffentlichung nicht geantwortet.
„Eine sehr lange Brücke“
Die deutsche Regierung hat versucht, Bedenken hinsichtlich der potenziellen Klimaauswirkungen der LNG-Infrastruktur mit der Zusicherung zu zerstreuen, dass die Terminals an den Übergang zu Wasserstoff angepasst werden – den die Gasindustrie als nachhaltigen Kraftstoff darstellt.
Die Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015 zur Vermeidung einer Klimakatastrophe impliziert einen vollständigen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen – einschließlich Erdgas – sagte Susanne Ungrad, Referentin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
„Deshalb ist es wichtig, dass überall dort, wo neue Gasinfrastruktur gebaut wird, auch der Umstieg auf erneuerbare Energieträger wie Wasserstoff und seine Vorstufen von Anfang an mitgedacht und geplant werden muss“, so Ungrad.
Die schwimmenden Terminals werden laut ihren Betreibern bereits 2025 auf Wasserstoff und andere „saubere“ Flüssiggase umstellen, während die Onshore-Importterminals etwa zur gleichen Zeit mit der Verarbeitung von mit erneuerbaren Energien betriebenem grünem Wasserstoff beginnen werden.
Experten haben die wirtschaftliche und technische Machbarkeit dieser Versprechen in Frage gestellt.
Obwohl Wasserstoff bei der Verbrennung keine umweltschädlichen Gase freisetzt, wird der überwiegende Teil der derzeitigen weltweiten Produktion in Form von „grauem“ Wasserstoff hergestellt, der aus Erdgas hergestellt wird. Sauberer „grüner Wasserstoff“ – hergestellt durch Spaltung von Wasser durch Elektrolyse – wird von Regierungen und Industrie als lebenswichtige Klimalösung gefördert. Dieses teure Verfahren ist jedoch sowohl energie- als auch wasserintensiv und wird derzeit nur im Pilotmaßstab betrieben.
Ein vom gemeinnützigen Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung im November veröffentlichter Bericht sagte, es sei „ungewiss“, ob es einen zukünftigen Wasserstoff-Anwendungsfall für die LNG-Terminals gebe, und warnte davor, dass sie riskierten, gestrandete Vermögenswerte zu werden. Die Bundesregierung hat solche Bedenken als unbegründet bezeichnet.
Klar scheint: Die mit der LNG-Produktion verbundenen Ballonemissionen könnten in den kommenden Jahren sehr klimaschädlich sein.
Im November teilte das norwegische Forschungsunternehmen Rystad Energy Forschungsergebnisse mit der BBC, die zeigten, dass die CO2-Emissionen, die durch die Produktion und den Transport von LNG nach Europa verursacht werden, möglicherweise zehnmal höher sind als die von russischem Pipelinegas – teilweise aufgrund der zusätzlichen Energie, die zum Kühlen des Gases erforderlich ist für den Versand und vergasen es dann bei der Landung.
Die Analyse kam zu dem Schluss, dass Europa im Vergleich zu 2021 weitere 35 Millionen Tonnen CO2-Emissionen importieren würde, wenn es sein gesamtes russisches Pipelinegas bis Ende nächsten Jahres ersetzen würde. Deutschlands jährliche Emissionen betragen etwa 675 Millionen Tonnen.
Übrigens, ein November-Briefing von Climate Action Tracker ergab, dass Pläne zum Ausbau von LNG die Welt weiter vom Kurs abbringen werden, um das Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf 1,5 ° C zu begrenzen.
Wenn alle derzeit geplanten Projekte durchgeführt werden, die meisten davon in Nordamerika, wird die globale LNG-Industrie die Emissionsgrenzwerte des Netto-Null-Pfads der Internationalen Energieagentur bis 2030 um das Äquivalent von 1,9 Gigatonnen CO2-Emissionen pro Jahr überschreiten – etwa wie die jährlichen Emissionen, die von Russland produziert werden, sagt die Organisation.
Umweltbundesamt hat den Klimawandel in den Mittelpunkt eines Gerichtsverfahrens gegen das schwimmende Terminal von Uniper in Wilhelmshaven gestellt, das auch Bedenken wegen Unfällen und Wasserrechten aufwirft und fordert, dass die Anlage maximal 10 Jahre betrieben wird.
„Sie nennen es (LNG) eine Brückentechnologie, aber sie wird immer länger“, sagte Jochen Martin, ein Umweltschützer aus Wilhelmshaven, der nicht in den Prozess involviert ist, gegenüber DeSmog. "Es wird in der Tat eine sehr lange Brücke."
Jörg Schrickel, Energieberater und Umweltschützer aus Stade, widersetzt sich Plänen für ein Onshore-Terminal im Hafen, sagt aber, die Ankunft einer schwimmenden Einheit sei unvermeidlich. Bildnachweis: Phoebe Cooke
„Nicht nachhaltig“
Und dann sind da noch die Kosten.
Gegner der LNG-Infrastruktur sind besorgt, dass der Zugang der Gasindustrie zur Regierung gültige Konzerns über die Wirtschaftlichkeit der neuen Projekte – deren Kosten sich von anfänglichen Schätzungen auf mehr als sechs Milliarden Euro verdoppelt haben.
Steigende Erdgaspreise bedeuten, dass der Import von LNG bis 2030 zusätzliche Kosten von bis zu 200 Mrd. Wuppertal Institut und Neon.
Das würde die Rechnungen für die Verbraucher verdoppeln – und Subventionen aufsaugen, die besser für die Reduzierung der Nachfrage nach importiertem Gas ausgegeben würden, indem die Pläne der Regierung, ältere Gebäude effizienter zu machen, erheblich ausgeweitet würden. Der Bericht stellte fest, dass solche zusätzlichen Maßnahmen zur Reduzierung der Nachfrage die Notwendigkeit zum Bau von LNG-Importterminals an Land insgesamt zunichte machen könnten.
„Wir können nicht einfach die Kosten (von LNG) subventionieren – das ist in keiner Weise nachhaltig, weder finanziell noch aus Klimasicht“, sagte Mathias Koch von E3G, der den Bericht mitverfasst hat. „Es wäre katastrophal, diesen Weg weiter zu gehen.“
Da die Invasion in der Ukraine die Preise für LNG in die Höhe getrieben hat, sagen Analysten, dass die zusätzlichen Kosten in vielen Märkten zu einer schnelleren Umstellung auf erneuerbare Energien führen – was bedeutet, dass die Nachfrage nach LNG früher ihren Höhepunkt erreichen und Deutschlands neue Importterminals ungenutzt lassen könnte.
„Es gibt keine Garantie dafür, dass die Nachfrage nach LNG bestehen wird“, sagte Clark Williams-Derry, Gasanalyst bei IEEFA, der voraussagt, dass die geplanten Onshore-Terminals ihre Betriebsdauer nicht erreichen werden. „Langfristig kommen sie nicht zum Einsatz.“
Das ist ein schwacher Trost für Klimaaktivisten, die jetzt den Horizont nach Anzeichen für die nächsten schwimmenden Einheiten absuchen, die sich an ihren Platz bewegen.
Auf einer in die Elbe ragenden Landzunge, unweit des Hafens von Stade, wo bald LNG-Tanker auslaufen werden, geht Jörg Schrickel davon aus, dass ein geplantes Anlegen eines schwimmenden Terminals bis Ende nächsten Jahres nicht zu stoppen sein wird.
Der Energieberater und Umweltschützer sagt, es gehe nun darum, die Regierung davon zu überzeugen, Beschränkungen für Onshore-Importterminals einzuführen, die 2026 eröffnet werden sollen, darunter eines auf dem Gelände einer Dow Chemicals-Fabrik in Stade.
„Wir können mit Energieeinsparungen und erneuerbaren Energien neue Arbeitsplätze schaffen, aber darüber wird überhaupt nicht gesprochen“, sagte Schrickel, während weit entfernte Schornsteine aus dem Industriegürtel von Stade Rauch über einem grauen Meerblick aufwirbelten. „Wir müssen diese Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen einschränken – um jeden Preis.“
Bearbeitung von Matthew Green.
Zusätzliche Recherchen von Ingvild Deila und Rachel Sherrington.
