Sechsunddreißig Mal und hundert Mal hat der Maler jenen Berg geschrieben, weggerissen, wieder hingetrieben (sechsunddreißig Mal und hundert Mal)
zu dem unbegreiflichen Vulkane, selig, voll Versuchung, ohne Rat, - während der mit Umriß Angetane seiner Herrlichkeit nicht Einhalt tat:
tausendmal aus allen Tagen tauchend, Nächte ohne gleichen von sich ab fallen lassend, alle wie zu knapp; jedes Bild im Augenblick verbrauchend, von Gestalt gesteigert zu Gestalt, teilnahmslos und weit und ohne Meinung -, um auf einmal wissend, wie Erscheinung, sich zu heben hinter jedem Spalt.
Aus: Der neuen Gedichte anderer Teil http://www.rilke.de/gedichte/der_berg.htm Der Berg Sah tausende von Seelen an seiner Mutterbrust sich durchs Leben quälen für Muttermilch dem Lebensdurst Was er in seinem Herzen birgt dem Vulkane allem Geröll dem Getiere die steile Wand hinab Die Nacht lässt er aus seinen Füssen wachsen sein Abbild sein Sinnbild ein Altare schon unseren Ahnen dort Den Kindern täglich Schauen zum Gebete Geheimnis Mysterium unseren Lebens zwischen Spalten wahrend ohne Wort