Montag, 31. Oktober 2022

Matter Birgit

„Ich bin kein Poet“: Bourdieu, Künstliche Intelligenz und überhaupt.

von Merzmensch

Kreatives Handlungsraum außerhalb der Eingrenzungen der menschlichen Freiheit. In der Praxis.


Dichter lesen ihre Werke 
Gestern vor 20 Jahren starb der Sozialphilosoph Pierre Bourdieu, dessen Gedankengut die Europäische — und auch Aussereuropäische Moderne — deutlich geprägt hatte.

Im Netz, insbesondere im Twitter, wurde dieses Datum von vielen Erinnerungen und Zitaten gedenkt.

Der Journalist Jürgen Klatzer veröffentlichte einige Fragmente aus der Bourdieu-Dokumentation von Pierre Carles, 2001, „Soziologie ist ein Kampfsport“ (youtube). Insbesonders beeindruckend fand ich dieses Fragment: Bourdieu bekommt ein Päckchen von Jean-Luc Godard, voller geheimnisvoller Texte und Fotoaufnahmen aus seinem Film. Diese Sendung lässt den Sozialphilosophen verdutzt dastehen, er will, kann aber weder die Bedeutung des Briefs des Filmregisseurs, noch seine Intention begreifen.



Ich fand dieses Verwirrt-Sein (vielleicht auch mit Inhalten überrumpelt) bezeichnend und spricht: es erinnerte mich sofort an meine Ratlosigkeit, mit welcher ich die Texte lese, die mir die von mir trainierter künstlicher Intelligenz schreibt (diese Ratlosigkeit wird von einer Produktionswelle abgelöst , dann MUSS ich einfach die kreativen Regungen von KI umsetzen und medial aufbereiten — und tue es in meinem KI-Magazin MERZ-dAIgest — insbesondere in meinem Projekt reMERZ).

Daher habe ich es retwittert:



Dies wird fand der Schweizer (bzw. Deutschsprachiger Teil Europas) Künstler, Schriftsteller und Sozialarbeiter Stefan M. Seydel (auch als #SMS bekannt) wunderbar (ich kenne und schätze ihn seit meinen ersten Begegnungen mit der Schweizer Kulturszene und Aktivitäten im Cabaret Voltaire [als CV noch Dadaistisch aktiv, nicht nur museal, war]).

Kurzum, Stefan hat den spannendsten Moment dieser Aufnahme hervorgehoben: die letzten Worte des verdutzten Philosophen in diesem Videofragment…

„Ich bin kein Poet.“



Ich wäre dann auch kein Dichter, wenn ich nicht sofort GPT-3 angeschmissen hätte. Daher habe ich die Künstliche Intelligenz gebeten:

ein Gedicht von Piere Bourdieu zu schreiben, unter dem Titel „Ich bin kein Poet“

Und hier ist es (der fett markierte Teil ist meine Eingabe, der Rest ist von GPT-3):

Dies ist ein Gedicht von Pierre Bourdieu mit dem Titel „Ich bin kein Poet“.

Ich bin kein Dichter.

Ich bin ein Stück Papier,
das in der luft schwebt,
gedungen, getorben und
4-fach gefaltet,
bis ich die Gestalt eines Vogels
angenommen habe.

Dann hab ich mehrere Verse
dort hingeschrieben,
auf meinen eigenen Flügel.

Danach hab ich die Arme ausgebreitet
und bin in die Welt hinausgeflogen,
mit flach meinemternden,
von Tinte trocknenden Körper.

Ich bin kein Dichter.

Ich bin ein Stück Papier,
das mit Verstand und Sinn
in dieser Welt herumgewirbelt ist;
das manche Leute gelesen haben.

Es gab Leute, die meine Verse hörten,
immer reifer werdend,
dem sie (immer reifere) Früchte von
meinem Baum abnahmen.

Aber das Papier säumte und zerfiel,
so dass mein Innerstes sichtbar wurde,
für die Noten und die Grausamkeit
Offenbar wurden.

Ich bin kein Dichter.

Ich bin ein Papierschnipsel,
der in Gedanken versunken über die Bäume schwebt,
ich säe den Frost aus den Nieselregen,
und die Blätter fangen meine Wörter auf.

Eines Tages werd ich von Liebesworten auf
zerfleischt werden,
Ich werde in Tausend Schnipseln versprengt sein,
von denen ich nicht einmal weiß,
ob sie leserlich sind.

Ich bin kein Dichter.

Ich bin ein Papierblatt,
das die Welt gefragt hat.
Und ich habe es erklärt,
verständlich gemacht.
Und dankenswerterweise hat #SMS dieses Gedicht in seiner audiovisuellen Podcast-Reihe vorgetragen


Das ist eigentlich alles (Daniil Charms).


Die Maschine 
fragt nicht 
ob sie soll
kann oder nicht

sie spuckt
die Dinge
aus ihr heraus
gerade dem nach
Mass und Recht

auch Worte
macht sie zum Ding
man muss

will man den Gesang
ihrer Kunst
ihrem lyrischen ich
den Kotau machen

damit die Geburt
ihrer Worte
auf die 
Fadenspule setzen

bis zum Ende 
der Haut 
den roten Faden
am Webstuhl
der eigenen 
Gedankenwelt
zwischen den
zwei Hirnlappen
das Schiffchen
weben lassen

damit sich in uns
ein etwas 
davon belebt

das Innerste
der Maschine
bleibt dem Leben

streichelt 
man sie nicht 
trotzdem sie
schneller denken kann
als der Mensch
kalt und leer





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