Montag, 22. September 2025

Der Angriffskrieg

 Der Tyrann
in seiner Festung
hat seinen totalen Krieg
gegen den Westen
in Angriff genommen

ein Mann mit seiner Frau
ergreift mit einem grossen
weissen Fahrzeug 
an dem er noch nie
am Steuer sass die Flucht

der Schnee liegt tief
vor dem Grenzfluss
im Gegenverkehr 
vor den Absperrungen
wirkt er verängstigt 

er bremst jedesmal ab
damit möchte er 
einen Unfall vermeiden

über der Grenze
zum Nachbarstaat
wo noch kein Schnee
gefallen ist
ziehen sich Menschen
mit Schusswaffen
gegen den Angriffskrieg
des Tyrannen zurück



Stillstand

 Im Alter
ohne mittlere Reife
wagt sich
ein Alter

in der Alma Mater
dem Denken
nachzuforschen
einzufinden

die Adepten wechseln
den engen Raum

zur Anhörung 
von Vorträgen
zu den Vortragssälen
in verschiedene Richtungen

ein junge kleine Frau
begleitet von ihrer Freundin
mit Damenbart
stellt sich mit Namen vor
sie lockt ihn in die Stadt
sie möchte den Alten küssen

der Alte kehrt zurück
der Raum hat sich verkleinert
er muss er sich
zwischen anderen Menschen
auf den Boden setzen

ein Schnellzug kommt
im Raum 
auf Schienen 
vor den Alten
zum Stillstand



Sonntag, 21. September 2025

Der Autor

 Ich bin nicht der Autor meiner Träume, denen ich seit meiner Kindheit gehorche.

Gesangstheater

 Ein gelungenes Gesangtheater
soll nach Jahren 
wieder aufgeführt werden

die Teilnehmer von damals 
sind merklich älter geworden

alle stehen zur Aufführung
ohne Vorprobe 
was ungewöhnlich ist
im Geviert auf dem Dorfplatz

das durcheinander ist gross
viele können sich 
an ihren Text
ihre Rolle nicht erinnern

die Chorleiterin macht sich
deswegen keinen roten Kopf

ein Aussenseiter merkt
dass wichtige Ausschnitte
ausgelassen wurden

sein Beitrag 
den er hätte beitragen sollen
findet im Ablauf
des Vortrags keine Erwähnung 




Ein Lehrmeister

 Das Paar kommt
gegen Abend
im Hochhaus
zu ihrer Wohnung zurück

im Vorraum
haben sich Menschen
längere Zeit
die ihnen unbekannt sind
rundum einen geistigen Führer gesetzt

die letzten Sätze des Lehrers
die dem Ehemann 
unverständlich sind
beendet seine Rede

die Zuhörer stehen auf
sie sollen 
auch das Ehepaar 
soll einen Beitrag 
für den Vortrag bezahlen 

ein Streit beginnt
zwischen dem Lehrmeister
und dem Mann 
der sich zum Ende
der Vorlesung
mit seiner Frau 
beide
aus Neugier hingesetzt haben

seine Worte seien 
nicht der Rede wert

der Lehrmeister widerspricht
er führe seit zehn Jahren
im Hochhaus
die Menschen mit seiner Rede
zur Einkehr 

dies kann der Mann
der in dieser ganzen Zeit
die Wohnung nebenan gemietet hat
nicht bestätigen

der Meister zieht sich
mit Spott 
mitsamt seinem Busenfreund zurück

er ruft hinterher
er werde über den Vorfall
sein Horoskop befragen

 

Samstag, 20. September 2025

Das Messer

an einem klappbaren Messer 

öffnet sich eine Masche
aus Drahtgeflecht

damit über dem Feuer 
Speisen zubereitet werden können

beschwören

 Keine Schrift
kann den Friedhofsfrieden
eines Tyrannen
in ein Erdloch
mit einem Deckel
beschwören
verbannen

Freitag, 19. September 2025

Die Rache

 Die Gerechten sind nicht ohne Sünde. Gott in uns kennt keine Rache. Rache ist das Instrument, der spirituell und weltlich Mächtigen.

ohne Aufforderung

 Gott in uns, stärkt das Gefühl, wenn der nächste Hilfe braucht, ohne Aufforderung, einem anderen Menschen, in seiner Not, bei zu stehen. In den Verstrickungen, durch die eigene, oder aufgezwungener  Last, ist es nicht hilfreich, andere Menschen; von mangelnder Fürsorge zu reden und zum Guten zu bekehren.

geschändete Natur

In einer Lichtung
am Abend
auf niedrigem Gebüsch
leuchtet das violett
der Blätter
zur Busse
der geschändeten Natur

zur Salbung

 Olivenöl
zur Salbung
steht angeschrieben
in kleinen Flaschen
auf dem Regal

Der Vermittler

Der Umhang
bemalt mit farbigen Zeichen
getragen vom Vermittler
zwischen jenseits
und diesseits
kehrt dem Suchenden
für immer
den Rücken 

Donnerstag, 18. September 2025

Mittwoch, 17. September 2025

ob früh ob spät

 Die Dichte 
eines Gedichtes 
wird aus sich selbst heraus 
den Leser finden

mit jedem Schritt

 Ein Mann winkt
dem Passanten zu
als würde er 
den Entgegenkommenden 
erkennen

zur Nähe 
auf den anderen zu

wechselt er  
sein Angesicht
sein Haupt 
sein Haar
mit jedem Schritt

gefangen

 Auf der Flucht
aus dunklem Verliess
der Ehefrau gelingt
der Ausbruch

mit wenigen Dingen
durch das grosse
eiserne unbewachte Tor

der Mann 
versucht mit dem rechten Fuss
die Lücke offen zu halten

das Tor schliesst sich
vor der helle des Tages
er bleibt in der Dunkelheit gefangen

Dienstag, 16. September 2025

Bauchwind

 Neugier
sie treibt
das was hinter 
dem Vorhang
hinter jeder Ecke steht
allem habhaft 
werden zu können

der Bauchwind
des vorderen

hindert Nachfolgende
ein Auge
auf wundersame Dinge
werfen zu können

Worte

Verstehen heisst antworten.

Der Mensch muss prüfen, ob das Angesagte, von aussen, annähernd einer Wahrheit entspricht. 

Es gibt nicht nur die eine Wahrheit.

Leben will das Leben weitergeben. 

Worte können das nicht.

der Brifkasten

 über die Nacht
wurde unter dem Vordach
im Schatten
an der Wand
ein schwarzer Briefkasten
an die Wand geheftet


nicht wirklich

 Der Grossbrief
mit farbiger Aufschrift
ohne Adresse
fordert auf 
etwas zu kaufen
was auf nichts
wirkliches hinweist

vor der Abreise

 Die Familie verlässt
ein langjähriges Zuhause
in der Hand des Vaters
die weiss gefüllte 
noch warme Gratinplatte
mit Fleisch und Zutaten


Montag, 15. September 2025

Widersprüche

Zur Zusammenstellung der Mahlzeit
gibt es verschiedene Vorschläge
die sich gegenseitig widersprechen

die Entscheidung
welche Süssspeise den Vorrang
haben soll

die Hausherrin wird
zum Vorschlag 
von Vanille Creme 
mit anderen Frauen nicht einig

zudem versucht sie
dem Fleisch in Plastikverpackungen
das Fett von Hand abzuscheiden

mit dem Durcheinander
ist die Auflistung der Zutaten
nicht möglich

 

Sonntag, 14. September 2025

Worte zur Tat

 Jeder Mensch in seiner Not, in seinem Leid; jeder Mensch weiss, dass die Regentschaft, davon keine Kenntnis nehmen will. Wer tatkräftig gegen Hunger und Not sich einsetzten will, der mache seine Worte zur Tat.

Kommentar: posthum, an Reiner Maria Rilke

 Ich bin der Falke im Sturm der den König sucht. "Ich lebe mein Leben in sich weitenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn, Den letzten, ich weiß nicht ob ich ihn Vollbringe, aber versuchen will ich ihn.  


Kommentar:


Gott in mir, vermittelt durch den Traum der Seele, spricht mir täglich ins Gewissen. Sein Rat zur Tat will ich befolgen. Den Dingen bin ich gebunden, durch die Nabelschnur zur Welt. Bis die Natur mich entlässt, ich bin Natur bis zu meinem zuletzt, in der Natur.


Ich kreise um Gott um den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang und ich weiß nicht, bin ich eine Falke, ein Sturm, oder ein großer Gesang" (Rilke)


Kommentar:

Umfasst von Gott, in den ersten Tage meines Daseins; dem im Verbleib in meiner kurzen Zeit. Demut und Fürsoge für das Geschenk, für mein Leben, in allen Dingen, unter allen Lebewesen.

Samstag, 13. September 2025

Verbannt

 Verbannt in eine Welt
von fremden Menschen
die im Religionsstreit 
gegenseitig durchsetzt

Bewaffnete die 
sich bekämpfen
die Ungläubige
zu töten bereit sind

die Auserwählten
versuchen im Ritual
sich über das Grauen
zu überhöhen
indem sie gemalte
Götterbilder herum tragen
sie sollen Menschen
von Tod und Elend bewahren
 

Der Schlüssel

 Nach dem Urlaub
kommt  der Reisende
in einem zuhause an
an einem fremden Ort
in einem fremden Haus

seine Frau ist vom Urlaub
früher angekommen
der Ehemann sucht
überall nach einem Schlüssel

er greift nach vielen Anhänger
in Taschen und Schubladen
den wirklichen Schlüssel
der ihm fehlt 
kann er nicht wieder finden

Das Fohlen

 Die Tochter
die nie etwas
mit Pferden 
zu tun gehabt hat
ruft ihre Mutter an
ob sie ihr einen Ratschlag
für das Fohlen 
geben kann
sein verhalten
mache ihr Sorgen

Freitag, 12. September 2025

Die Stille

 inmitten des Sturms
das eigene Versagen
offen gelegt
umgeben 
von einer Stille
die bewegt

Donnerstag, 11. September 2025

Das Experiment

 Im Quartier

das von oben

zu sehen ist


schiesst eine Rakete

mit vier Düsen

ins All


der Orbiter

senkt sich

fällt

als ob er 

die Erde neu

besiedeln wollte


unterstützt von riesigen

braun gefärbten Ballonen 

auf den Startplatz zurück


ein Beobachter sammelt 

den Abfall von Metallteilen


er weiss nicht 

welche Bedingungen festgelegt

durch welches Ereignis  

eine Veränderungen 

mit dem Start der Rakete

untersucht werden konnten


im Zentrum der Ortschaft

stehen aufgereiht

ältere Frauen

vor den Fotografen


die für dieses

Verfahren

verantwortlich gewesen sind

wieder erkannt

Sie begehrt Einlass
er erkennt
durch das 
Fensterglas der Türe

mit staunen 
ihr Gesicht


die Frau die ihn

damals verlassen hat


sie will auf Besuch

eine Unterkunft

für einen erholsamen Schlaf

ohne Gäste

 Es sind keine Gäste da

der Koch pellt die Haut

von hundert Würsten

und brät sie auf dem Grill

zielgenau

 Im Wirtshaus

wirft ein Kellner

gebrauchte Teller

zielgenau durch

einen Tunnel

zum Abwasch

im Gasthaus

 Satt von Gerüchen

verlangt ein Gast

einen gemischten Salat


gefragt ob er ihn

selbst auf den Teller

schöpfen will


seine Antwort

er möchte bedient werden


die Auswahl von Salat 

ist karg bemessen


seine Partnerin

die öfters 

das Gasthaus besucht


sie schwärmt

von im Blätterteig

gebackenen Frischkäse

unbezahlt

Zu einer Weiterbildung

soll ein Student

weitere Veranstaltungen

unbezahlt besucht haben


von dem er nichts weiss

zu zahlen wäre er bereit


der Verantwortliche bekennt 


trotzdem

es bleibt 

nicht eindeutig 

ob der Besuch 


ohne Entgelt

eine Möglichkeit

gewesen wäre

getrennt sein

 Die Sehnsucht
die Begierde
durch Nähe
zu überwinden

selbst das nächste
vertraute Angesicht
mildert nicht
den Schmerz
des natürlichen
getrennt Seins

Mittwoch, 10. September 2025

erdankt

 Keine/er erdankt 
sich den Sprenkeles 
mit zwei selbst erzeugten
Traum Wort Injektionen 
so sprach Zarathustras 
der Übermensch 
vom Katheder 
was wahrhaftig klar ist
im Stirnlappen 
als Geist Nahrung 
ohne Frage ob sagend
dem heutigen Menschen

zu Tische

 Einen Tyrannen soll der Mensch nicht zu Tische einladen.

Der Bericht

Ein übersichtlicher Bericht
über das eigene Erlebte
im Jenseits 
wird wie von selbst
auf einer alten 
Schreibmaschine ausgedruckt

an das Geschehen
der Mann selbst
sich nicht erinnern kann

die Abfassung 
wird einem unbekannten 
erfahrenen Ratgeber und Lehrer
zur Prüfung vorgesetzt

jener bemängelt
dass im Text
die Orte des Geschehens
nicht bildhaft aufgeführt

mit einem Stift
auf einem grossen Stück Papier
zeichnet er dem Mentee

vorbildhaft 
die vergessene 
Landschaft nach
die zum Text 
ergänzt werden soll

es ist spät Abends
der Schüler ist zu müde
die Aufgabenstellung 
anzunehmen 
sie zu beenden