Donnerstag, 20. November 2025

Mantra

 Ein autistischer Mann

steht nach Mitternacht auf

der Betreuer 

fühlt sich ihm nicht gewachsen


ein alter Mitarbeiter

übernimmt die Wache


ein kleines braunes Huhn

geht durch die Wohnung


der Alte nimmt es in die Hand

ein Hase hüpft herbei

eine Katze im Wintermantel

ist auch dabei


alle drei picken dem Mann

in seine Hand


am Morgen zum Gespräch

die Liste der Traktanden

liegt dem Kreis vor

abwesend die Frau des Hauses

ein Asiate liest ein Mantra vor

Die Gottlosen

 Auf breitem Feld
stehen Menschen 
in Reih und Glied

sie stimmen einen Kanon
der durch alle Reihen geht
auf Gottes Lob an

auch ein Mann
der an den Menschensohn 
zweifelt ihn verneint 
stimmt mit ein

nicht weit vom Anlass entfernt 
ist eine Breitleinwand aufgestellt 
auf den die Gottlosen
gebrandmarkt werden sollen

Zurück in die Vergangenheit

 Am Südportal

im sonnigen Süden


zwei Männer

treten ins Sonnenlicht 

aus der Nacht

in das Forum

einer antiken Stadt


der eine 

er will zur Zeit

den Weg nach Norden

zu Fuss über die Alpen beschreiten


er wird im Traum 

in den Gassen 

von Kirchen

einem grossen Dom

auf schmalem Weg umfasst


darin öffen sich Altäre

davor Priester im Messgewand

in Ecken und Nischen

verschiedener Religionen


denen er über

sein senkrechte Stiege

aus Eisen

nicht ausweichen kann

Mittwoch, 19. November 2025

ein trüber Tag

 Ein trüber Tag

auf dem Betonsteg

sich ins Wasser

im Stadtbad

hinein zu wagen

vor der Tür

 Es klopft

an die Tür

der Koch zieht 

seine Weste an

er hat sich verschlafen

draussen wartet

ein Jungkoch

der auf ihn wartet

Die Aufgabe

 Gestern war am Arbeitstisch 
die Aufgabe, den Weichkäse
durch Handarbeit weiter zu bearbeiten. 

Heute einen Nudelteig 
in die Gelenke 
einer Strebe 
aus gelbem Metall einzubauen. 

Damit am Nachmittag 
ein Mann mit seinem Fahrrad
auf dem Markt
im Balanceakt 
seine Künste vorführen kann. 

Dienstag, 18. November 2025

Der Verstorbene

 Ein Arzt hat

den Verstorbenen 

bis zu seiner Todesstunde betreut 


nun muss der Tote 

an einen Versammlungsort

an der aufgestellten Bahre

an seinem dunkeln 

violetten Sarg vorbei

Der Tanz

 Er tanzt sich

durch die Frommen

die sich nach Vorgaben

von aussen bewegen


bis ein kleines Kind

von Herzen lacht


er hält seine Hände

um sein volles Haar


durch die Geste

des kleinen Mädchens

wird er tief ergriffen 

und bleibt stehen 

Der Kern des Menschen

 umfasst von der Seele, der Seele von denen

„Die Seelsorger, ihr das Böse im Menschen, sie davon in einer Art von Beichte, dass sie fähig werden das eigene Böse zu erkennen; das absolute Böse, das dem Menschen nicht zugänglich ist, ihr zuschreiben, die Seele damit zu bändigen und zum Guten zu erziehen.“

Der Traum redet jedem Menschen ins Gewissen, er fordert zu neuer Einsicht, tagtäglich den ganzen Menschen heraus.

Der Stecker

 Ein Bewohner 
hat während der Nacht
im Hochhaus 
auf dem Flachdach 
den Stecker 
für den Empfang entfernt 

ihn plagt ihm Bett
zusammen mit seiner Frau

weil es gefährlich ist 
hinaufzusteigen 
wie er den Schaden 
vor Tagesanbruch 
unbemerkt beheben könnte 

Montag, 17. November 2025

Das Denken

Das Denken (der Logos) versucht dem Rätsel des Lebens, das Geheimnis der Menschwerdung, das über eine Entwicklung von Millionen von Jahren und bis heute noch nicht abgeschlossen ist, sich darüber ein annähernd all gemeingültiges Verständnis zu erarbeiten. 

Die Seele, deren Anatomie, nicht fassbar gemacht werden kann die sich über das persönliche und kollektive Unbewusste im Traum, in jedem Menschen tagtäglich, mit einer Botschaft eröffnet; wenn deren Inhalt verstanden wird, zu neuer Einsicht mahnt und dem Menschen ins Gewissen redet, im hier und jetzt, die alte Moral, in der Beziehung zu sich selbst; (das fordert tagtäglich den ganzen Menschen heraus) durch eine neue Weltanschauung ersetzt, damit sich der Mensch der Modere, wie in der Frühzeit, den gegebenen Umständen anpasst hat, dem gibt die Wissenschaft, weil sie sich ursächlich nicht auf die persönliche Erfahrung und deren Ereignisse stützt, nur ganz selten eine Anerkennung und Erwähnung.


Gegen die Tyrannei

 Niemand muss den Kopf herhalten, solange der Mensch Bewusstsein und genügend Kraft hat, sich mit anderen zusammen gegen einen Tyrannen zur Wehr zu setzen, der die universelle, unteilbare, absolute Menschenwürde, seit über 25 Jahren, mit seinen Angriffskriegen, vor allem gegen Frauen und Kinder, tagtäglich missachtet.

Eigene Schuld

 Das Paar hat seinen Wohnsitz 
von einem Tag zum anderen gewechselt 
mit einer Terrasse mit Garten 
der sie von den Nachbarn abgrenzt 

die Frau kommt aus der Stube
sie sagt ihm
dass es ihr nicht klar wird
ob er am nächsten Tag
mit ihr die Verabredung 
zum Besuch bei anderen 
dazu bereit sein will 

der Ehemann fühlt sich betroffen 
weil er nicht daran dachte
der Verpflichtung auszuweichen 

er weiss wie es ist
wenn ein anderer Mensch 
mit seinem Anspruch auf Nähe
zu einer unerträglichen Belastung wird

er wird wütend 
er beginnt einen Wortstreit 
er behauptet 
er sei ihr zuwider geworden 

sie müsse sich entscheiden 
ob sie von ihm getrennt sein will 
sich von ihm verabschieden soll

die Frau antwortet ihm kleinlaut 
dass sich beide Schattenwelten 
zwischen ihnen treffen

die Antwort bohrt sich 
in sein Gewissen 
zur Überprüfung eigener Schuld 

Sonntag, 16. November 2025

Das Wirk

 Niemand weiß, was im Wirk wirklich ist und was nicht. Die Wahrnehmung mit allen Sinnen, nach innen und außen, bleibt zur Innenschau ein unvollständiges, verzerrtes Bild.

Glaube

 Jene Glaubensrichtungen 
die durch die Altvordern
in einer Schrift 
festgehalten haben 


deren Wurzeln

durch Überlieferungen

zur Idee einer göttlichen Offenbarung 


deren Lehrsatz als unumstösslich 

und wahr gilt 

in der Gestalt einer Gesetzgebung

der Mensch 

zu wahrer Einsicht kommen soll 


die Quelle des Lebens

in jedem Menschen

ist im Kern verankert 


durch die Seele 

in der täglichen Traumbotschaft 

als Gesetz und Urteil 

jedem Menschen

zu seinem Tun und Lassen 

vermittelt wird 


mit der Nabelschnur 

zur Welt verbunden und genährt 


damit der Mensch

neben dem Wasser

des Lebens überlebt

Kein Kontakt

 Junge schlanke Männer

taumeln unter 

ihrer Haut 

im nichts herum

ihre Bewegungen

haben keine Richtung

sie nehmen

keinen Blickkontakt

zu anderen auf 

Die Bösen

 Es genügt nicht, die Bösen, die die Klimakatastrophe leugnen, an den Pranger zu stellen. Jede/r soll zur Sorgfalt an der Natur bei sich selbst begegnen.

Das Gesetz

 Das Gesetz bist Du 
umfasst von der Seele
in uns allen
der Traum Deine Botschaft 
zu neuer Einsicht 
an jede Kreatur

Du führst uns
mit allen Sinnen
nicht nur vernunftbegabt 
durch unsere kurze Zeit des Lebens

Du bist uns
bleibst uns unerkannt 
wir wissen auch in unseren dunklen Tagen
Du hast Dein Zelt 
zu jeder Zeit in uns aufgeschlagen 

im Allerheiligsten
im Kern jedes Menschen 
das ewige Licht seit jeher 
allem Leben und in uns 
tagtäglich neu entzündet 

wer ist sie

 Auf dem Weg
vor einer Anstalt
läuft eine junge Frau
einem Mann in seine Hände 

er bringt sie
in das Hallenbad
sie schwimmt rücklings 
sie sagt ihm
dass seine Eltern
abends kommen werden
ihre Kleider mitnehmen 
und sie waschen 

der Mann wird
wie im Traum
aus der Geschichte entfernt 

er denkt darüber nach
wer diese Frau wirklich ist

Unschicklich

 Da es nicht schicklich ist
einer unbekannten Frau
in schwarzer Kleidung
die auf einem Bastsessel
über der engen Gasse 
auf offener Veranda sitzt
ihr etwas Angenehmes Erfreuliches 
zu sagen und ihr zu gefallen 
spricht ein Mann 
die schöne Frau
von unten auf griechisch an
er sagt ihr mit Worten 
dass er sie innig lieb hat

Samstag, 15. November 2025

Klima

 Die Klimakatastrophe ist mit Karl Marx, Hermann Weber, und der Befreiungstheologie, weder durch Gespräche und Abmachungen aufzuhalten. Jeder Mensch, der sich der universellen, unteilbaren, absoluten Menschenwürde verpflichtet fühlt, wird versuchen, tagtäglich sich für das Bessere für Umwelt und Natur einzustehen.

Der Weg zum Seminar

 In der Zeitung in einem Bericht
wird eine Lehrveranstaltung hervorgehoben 
wo es um die Inhalte der Teilnehmer 
zu neuer Erkenntnis 
im Dasein des Menschen geht

ein Mann sitzt am Morgentisch
blättert nach der ersten Durchschau
in der Zeitung 
nach dem genauen Zeitpunkt
dem Austragungsort in der
nahegelegenen Stadt
und findet den Beitrag 
auch auf dem Tablett nicht wieder 

eine Frau die selbst im Gasthaus 
ihre Zeit verbringt 
bietet dem Mann
weil es schon spät ist
ihr Fahrzeug zur Hinfahrt an

im Aufbruch vom Gasthof
treffen sich beide
sie steigen in einen Bus
der sie in die Stadt fahren soll 

der Mann weiss nicht 
wo er am Ende der Fahrt 
vor der Lehranstalt anhalten muss

Freitag, 14. November 2025

Auge und Ohr

 Der Gedanke

steht stramm

in den Köpfen

im wachen

im Schlaf


der Traum wartet

bis es dunkelt


entfesselt 

die Botschaft 

der Seele

die keine Zeit

anerkennt


bevor und danach 

als es das Menschsein 

noch nicht gab


Stille braucht

ein wachsames Ohr


ein Auge

das die Vergangenheit 

aus der Zukunft betrachtet 

an einem

und demselben Ort

Stille

 Stille macht satt
gegen den Lärm
von innen und aussen

ein Trost ist es
dass der Traum
das Unverstandene 
entgegen wirft

jedes Kleingetier 
findet in seiner Botschaft 
seinen Platz

der Verstand
ist seit jeher
mit dem Gefühl
allen Sinnen im Krieg

er redet immerfort
von Liebe und Hoffnung
selbst erklärend
ergiessender 
verklärter Vernunft
durch ein Wortsieb