Donnerstag, 20. Januar 2022

Zitat

 

Das Parlament verhandelt aktuell eine Motion, welche die Landesverweisung in leichten aber eindeutigen Fällen per Strafbefehl und ohne amtliche Verteidigung zulassen will. Dies würde den Anspruch auf ein faires Verfahren verletzen. Während der Nationalrat das Geschäft vollumfänglich gutheisst, lehnt der Ständerat die problematischen Punkte wegen rechtsstaatlichen Bedenken ab.

Kommentar von Selma Kuratle, Vorstandsmitglied der demokratischen Jurist*innen Bern (djb)


In der Sommersession 2021 hat der Nationalrat die Motion«Landesverweisungen per Strafbefehl bei leichten, aber eindeutigen Fällen» angenommen. Die obligatorische Landesverweisung wurde im Rahmen der Ausschaffungsinitiative wieder eingeführt und in einem ersten Schritt durch die Motion «Konsequenter Vollzug von Landesverweisungen» überarbeitet.

Der aktuelle Vorstoss der Staatspolitischen Kommission des Nationalrates will den hängigen Auftrag erweitern und präzisieren: Die Anordnung eines Landesverweises soll in Zukunft bereits möglich sein, wenn die Voraussetzungen zum Erlass eines Strafbefehls erfüllt sind. Der Landesverweis sei zudem als Grund für eine Notwendige Verteidigung aus der Strafprozessordnung (Art. 130 StPO) zu streichen und die Katalogstraftaten im Strafgesetzbuch (Art. 66a StGB) anzupassen und allenfalls zu präzisieren. In der Wintersession 2021 hat der Ständerat lediglich die Anpassung und Präzisierung der Katalogstraftaten gutgeheissen. Die Landesverweisung per Strafbefehl und ohne amtliche Verteidigung lehnte die kleine Kammer aufgrund rechtsstaatlicher Bedenkenihrer vorberatenden Kommission ab.

Mangelnder Rechtsschutz

Das Strafbefehlsverfahren ist für klare Fälle, in denen der Sachverhalt auch ohne Einvernahme geklärt werden kann und dort, wo es sich um blosse Bagatelldelikte handelt, geeignet. Damit das Strafbefehlsverfahren mit den Verfahrensgrundrechten kompatibel bleibt, muss garantiert werden, dass die beschuldigte Person Strafbefehl und Rechtsmittelbelehrung versteht und weiss, dass sie ihre Verfahrensrechte wahrnehmen kann, wenn sie innerhalb der zehntägigen Frist Einsprache erhebt.

Personen, die aufgrund einer Verurteilung wegen einer Straftat des Landes verwiesen werden, sind häufig keiner Amtssprache mächtig. Ihnen wird mangels Einvernahme vor Ausstellung des Strafbefehls häufig ein Strafbefehl in der Verfahrenssprache ausgestellt – obwohl sie einen Anspruch auf Übersetzung hätten. Auch handelt es sich vielfach um Personen ohne Wohnsitz in der Schweiz. In solchen Fällen kann ein Strafbefehl meistens nicht zugestellt oder persönlich übergeben werden und kann dann, auch ohne Veröffentlichung, als zugestellt gelten (vgl. Art. 88 Abs. 4 StPO). Das kann dazu führen, dass die zehntägige Einsprachefrist verpasst wird. Bei einer durch Strafbefehl angeordneten Landesverweisung hat dies gravierende Folgen. Nicht nur wird die beschuldigte Person, ohne dass sie sich dazu geäussert hat, massiv in ihren Grundrechten tangiert, auch wird ihr die Überprüfung der Landesverweisung durch ein Gericht verwehrt und sie kann – schon bevor ihr der Strafbefehl überhaupt ausgehändigt wurde – ausgeschafft werden.

Recht auf ein faires Verfahren

Die obligatorische Landesverweisung in Artikel 66a des Strafgesetzbuches als Ausfluss der Ausschaffungsinitiative sieht die Möglichkeit, Personen mit einem Strafbefehl des Landes zu verweisen, aus guten Gründen nicht vor. Bis anhin muss ein Gericht – und damit eine andere Behörde als die Strafverfolgungsbehörde – die Landesverweisung überprüfen und anordnen. Die Strafverfolgungsbehörden können lediglich von einer Landesverweisung absehen und/oder einen Härtefall prüfen.

Aus rechtsstaatlicher Perspektive ist die Motion der Staatspolitischen Kommission des Nationalrates abzulehnen. Die Kombination einer Aushebelung der gerichtlichen Überprüfung und der Abschaffung der notwendigen Verteidigung gefährdet elementare strafrechtliche Verfahrensrechte und damit auch das in der Europäischen Menschenrechtskonvention verbriefte Recht auf ein faires Verfahren. Bereits heute findet das Strafbefehlsverfahren in zu vielen Fällen Anwendung, für die es nicht geeignet ist. Eine zusätzliche Ausweitung ist weder nötig noch wünschenswert.

Der Nationalrat wird sich voraussichtlich in der Frühlingssession 2022 wieder mit dem Geschäft befassen. Es bleibt zu hoffen, dass er sich an die Wichtigkeit rechtsstaatlicher Grundsätze erinnert und die Landesverweisung per Strafbefehl und ohne amtliche Verteidigung nochmals überdenkt.

Die Finanzierung der Informationsplattform ist längerfristig nicht mehr sichergestellt. Damit wir uns weiterhin für die Menschenrechte einsetzen können, brauchen wir Ihre Unterstützung!

  

  


Freundliche Grüsse

Marianne Aeberhard
Leiterin Projekt Zugang zum Recht / Geschäftsleiterin
humanrights.ch



Dienstag, 18. Januar 2022

letrak

letrak
Zigilurik gabe heldu da

zigilua
ebazteko
horiek berriro erabiliz

hartzaileari itzuli

urratutako zifrako balioa

*

Briefe
nicht abgestempelt
angekommen

die Briefmarke
zu lösen
sie wieder
verwendend

dem Empfänger
zurück zu geben

den Wert
in der Ziffer
zerrissen



мастацтва ёсць

мастацтва ёсць
тое, што рухаецца
у залежнасці ад
на якім баку
цяжару
на зямлю
пачуцця
яна падае

*

Kunst ist
das was bewegt
je nachdem
auf welche Seite
der Schwerkraft
auf den Boden 
des Gemüt
sie fällt





বশীভূত করা

পুরুষ অভিমান
কল্পনা হিসাবে
বিশ্বের ভাল জন্য
বাধ্যতা
বশীভূত করা

*

Die Manneskraft
als Einbildung
die Welt
zum besseren
gefügig zu machen



လက်ကျန်

သူ့အလိုလို ဖွဲ့စည်းထားတဲ့ အဖွဲ့
လူသိများသောယောက်ျားနှင့်အတူအမျိုးသမီး
နာကျင်မှုနှင့်အတူ
မျက်နှာ၌
သူမလိုချင်သည်။
အကြောင်းရင်းကိုစုံစမ်းပါ။

သူများတွေလိုပါပဲ။
သူတို့ရဲ့အတွင်းပိုင်း
လက်ကျန်
မေးခွန်းတွေနဲ့ ပြည့်နေတယ်။

သဘောတူညီမှုမရှိသောစျေးနှုန်းဖြင့်
ကုသမှုအတွက်

အားလုံး အခန်းထဲကနေ ထွက်သွားကြတယ်။

*

Spontan
gebildete Gruppe
die Frau mit
nicht unbekanntem
mit Schmerzen
im Gesicht
will der Ursache
nachgehen

wie die anderen
deren inneres 
Gleichgewicht
mit Fragen
behaftet 

bei dem
nicht vereinbarten Preis
für die Behandlung

gehen alle
aus dem Raum
auseinander



Montag, 17. Januar 2022

rustige plek

Na die rustige plek
om die innerlike 
onrustigheid aan die ander 
te verduidelik

die oggendlig
by die
venster
hy staan ​​daar kaal

terwyl hy
die nag oor die berge
van ver gekom het

die wil
om dit beter te maak
die skade aangerig
om aan te vat
sy vraag
hoe en hoekom


*


Bis in 
den stillen Ort
dem anderen
die innere 
Unruhe zu
erklären

dem Morgenlicht 
durch das 
Fenster
steht er nackt da

während er 
der Nacht über
die Berge
von weit her kam

der Wille
es besser zu
machen
den Schaden
der angerichtet
auf sich zu nehmen 
seine Frage
wozu und warum


Sonntag, 16. Januar 2022

ներողամտություն

ներողամտություն
պահարանում
սպասվում էր

դեպի այո
-ի տակ
բացել
պատուհան

փշրված բարձեր
դատարկ մահճակալը
Այնտեղ ոչ ոք չկա

*

Vergebung
in der Abstellkammer
zu erwarten

auf ein ja
unter dem
offenen Fenster

durchwühlte
Kissen 
das leere Bett
es ist niemand da

za djecu


snovi
za djecu
su

kod nas u
gradski bioskopi

ispod
napukli podovi
karta

za povratno putovanje
iz snova u dan
da se ne nađe


*

Träume
für Kinder
sind 

in uns
in den
Lichtanstalten
der Stadt

unter 
aufgerissenen
Böden
ein Ticket 

für die Rückfahrt
aus dem Traum
in den Tag
nicht zu
finden

Осата

Осата се приближава
в търсене на храна
на изсъхнала дръжка

*

Die Wespe
im Anflug
die Suche
nach Nahrung
an verdorrtem 
Stengel

palid sa papel

Dios isip Pulong
aron matubag kana
mapukan
letra
gikan sa mga
putli
palid sa papel

*

Gott als Wort
darauf zu antworten
fallen Buchstaben
aus dem
keuschen
Blatt Papier

zotsalira za keke

zotsalira za keke
pansalu yoyera ya tebulo
m’munda wa dzinja
zitseko zamagalasi
ku nyumba ya alendo
khalani
wosayankhula

*

Kuchenreste
auf weiss
gedecktem Tisch
im Wintergarten
die gläsernen 
Türen
zum Gästehaus
bleiben stumm



 

一些單詞

一些單詞
不太
烤透
用白布
回寄件人

*

Worte 
zu wenig
durchgebacken
in weissem Tuch
an den 
Absender zurück

Samstag, 15. Januar 2022

被锁在外面

被锁在外面
从内部
在家

邻居太太
在村里
立即得到照顾

里面的
厨房
作为成分
住宅产业
成为

*

Vertrieben
dem
inneren 
zuhause

von der
Nachbarin
im Dorf
gleich 
umsorgt

in der
Küche 
Bestandteil
des Haushalts
zu werden

Gryden

Gryden
med låret af vildt
på den
brændeovn
anbringes

jo bedre mennesker
usagt
til festen
ikke længere

på det sædvanlige
håndtering
til tjeneste
at være

*

Den Topf
mit der Rehkeule
auf dem
Holzbackofen
gestellt

den besseren
Leuten
verschwiegen
zum Festmahl
nicht mehr

im gewohnten
Umgang
zu Diensten
zu sein


Before

Before the farewell
to have become someone

of instruction
again
as a someone
recognized

in a
thousands of years old
community included

next to acquaintances
and unknown
to sit

with the promise
with the other person
a corresponding one
to compose the text

in the genealogical tree
somewhere inside
his branches
mention
to find

*

Vor dem Abschied 
ein jemand geworden
zu sein

der Unterweisung
nochmals
als ein jemand 
anerkannt

in einer
Jahrtausende alten
Gemeinschaft
aufgenommen 

neben Bekannten
und Unbekannten
zu sitzen

mit dem Versprechen
mit dem Gegenüber
einen entsprechenden
Text zu verfassen

im Stammbaum
irgendwo in 
seinen Ästen
Erwähnung
zu finden

la pasinteco

La aŭtobuso
surstrate
atendas
sur ĝi
la pasinteco
la estonteco
foriri en la nuntempo


*

Der Bus
an der Straße
wartet 
darauf
die Vergangenheit
in der Zukunft
der Gegenwart
zu verlassen

annab parimatele

Rongkäik läbi küla
seal, kus igaüks
perekond midagi
tänaval
oma ukse ees
annab parimatele

pulm
ühiskond
kuuskümmend
isikutele
läheb mööda

sa saad olema
naise poolt
koos a
Aasia nuudlisupp
serveeritakse kotist

*

Der Umzug
durch das Dorf
da wo jede
Familie etwas
auf der Strasse
vor der 
eigenen Türe
zum Besten gibt

eine Hochzeit
Gesellschaft
von sechzig
Personen
geht vorbei

sie werden
einer Frau
mit einer
asiatischen
Nudelsuppe
aus der Tüte
bewirtet

Freitag, 14. Januar 2022

pagdiriwang

pagdiriwang
pamayanan ng nayon
sa tabi ng daan
pababa hanggang sa lambak

ang pagpapakita ng mga kakaibang pagkain
binebenta

naghihintay para sa mga customer

*

Festivitäten
der Dorfgemeinschaft
am Strassenrand
bis ins Tal

die Auslagen
mit fremdartigen
Speisen
zum Verkauf

die auf 
die Kunden
warten

alikulkukäytävässä

Vasara naulan kanssa
alikulkukäytävässä
naulattu lankkuseinään

*

Den Hammer
mit dem Nagel
im Durchgang
an die
Bretterwand
gesetzt

desséché

desséché
morceau de viande
dans la main

que le
licenciement
la raison pour cela

en murmurant
des petites amies
confirmé

*

Getrocknetes
Fleischstück
in der Hand

das die
Kündigung
den Grund
dafür

im Gemurmel
der Freundinnen
bestätigt

De wite fleece

De wite fleece

op swart
hûd en hannen

oer it liif
mei leafde lein

folge troch oergeunstich minsken
de iene mei lilkens
en stimpel

har leafhawwer
neaken op bêd

oan de
pilloried

*


Das weisse
Vliess 

auf schwarzer 
Haut und Hand 

über den
Körper
mit Zuneigung 
gelegt

gefolgt von Neidern
die mit Wut
und Stempel

ihren Geliebten
nackt auf der Bettsatt

an den
Pranger 
gestellt

a agarda

Por riba do
liña de neve
sorpresas para durmir

ata última hora da tarde

con présa
trens en movemento pasados
abaixo para o val

Demasiado tarde
o traballo cotián
o fogar esquecido

a agarda
en posición agachada
o compañeiro chorando

*

Über der
Schneegrenze
überrascht
der Schlaf

bis in den
späten
Nachmittag

in Windeseile 
an fahrenden
Zügen vorbei
hinab ins Tal

zu spät 
dem Tagewerk
das vergessene
zuhause 

das Warten
in Kauerstellung
der weinende
Partner

დააგდეს

სმოკინგით
მიმდებარედ
ხის კედელი

შემდეგ მთელ სხეულზე

თეთრი ცომი
დააგდეს

*

Im Frack
nahe
der Holzwand

dann über
den ganzen
Leib 

ein weisser 
Teigmantel
geworfen

Στο μικρό παράθυρο

Στο μικρό παράθυρο
στριμωγμένο μέσα από το ξύλινο πλαίσιο
άντρας χωρίς γλώσσα

από τον επόπτη
με φριζαρισμένο μαύρο
μαλλιά και φαλάκρα

ελάχιστα παρατηρήθηκε
από έξω

μόνο αυτό
με κόπο
το μπουλόνι έσπρωξε

*

Zum kleinen
Fenster
durch den 
Holzrahmen
zwängt sich
der Wortlose

vom Betreuer
mit krausem
schwarzem
Haar und Glatze

kaum beachtet
von aussen

dem nur 
mit Mühe
der Riegel
geschoben

એક નવું જીવન

બંને માત્ર પોતાને
હાથ વડે સ્પર્શ કર્યો

અને હજુ સુધી અંકુરિત થાય છે
એક નવું જીવન

*

Beide sich
nur 
mit den Händen berührt

und doch keimt
ein neues Leben

Sa ki mal la

Sa ki mal la
penetre

se konsa ke lòt moun
aksyon li
devan je yo
pou dirije

anvan
dòmi
pou bondye yo
seleksyone
legim yo

pou brase manje a

sa yo ki sou recho a
bouyi ak boule

paske twò obstiné
te kwè nan pi bon

*

Das Böse
zu durchdringen

damit 
anderen 
ihrer Tat
vor Augen
zur führen

vor dem
Schlaf
für die Götter
ausgesuchtem
Gemüse

die Speise
rühren

die auf
dem Herd
ankocht
und verbrennt 

weil zu
verbissen
an das
Bessere geglaubt

Yarinya

Yarinya
tare da rawaya
akwatin filastik

ba daidai ba
bisa kai
cike da ruwan teku

digo jika a hanyar gida

*

Das Kind
mit dem
gelben
Plastikkasten

verkehrt
über dem
Kopf 
Meerwasser
geschöpft

triefend nass
auf dem
Weg
nach Hause

Dienstag, 11. Januar 2022

הבצק

הבצק
העולם הפנימי
העולם שבחוץ
יַחַד
לְהָבִיא
סותר את הטבע הדוגמטי האנושי

*

Den Teig
der Innenwelt
der Aussenwelt
zusammen
zu bringen
widerstrebt
der menschlichen 
dogmatischen Natur

N'ime ugwu ahụ

N'ime ugwu ahụ
dina n'ụzọ gbajiri agbaji
obere akpa
ya na atọ
Ugogbe anya maka anwụ

*

Im Berg
liegt 
auf dem
durchbrochenen
Weg
die Schatulle 
mit drei
Sonnenbrillen

Dari cabang

Dari
cabang
dengan leher
adalah dua kepala
tumbuh

mereka berbicara
bersama-sama
setiap wajah
ke arah berlawanan

dengan
tubuh yang sama
dan miliknya
anggota badan

*

Aus einem Ast
mit Hals
sind zwei Köpfe
gewachsen

sie reden
miteinander
jedes Gesicht
zur Gegenrichtung 

mit dem
selben Leib
und seinen
Gliedern

A dhreapadh

A dhreapadh
ingearach
suas aghaidh na carraige

go dtí an dochtúir
sa dorchadas
ar an mbealach ann

na míochaine
riachtanach
cóireáil
aisghabháil
geallúintí

sa sliabh
amháin
cosán pábháilte
an t-ám
roimh agus tar éis
am fhéin

óige caillte
Lucht aitheantais
go bhfuil sé ar fad
ró-dhéanach

*

Zur Besteigung
senkrecht
die Felswand empor

zu einem Arzt
im Dunkeln
auf dem Weg dahin

der die Arznei
eine notwendige
Behandlung
Gesundung 
verspricht

im Berg
einem
asphaltierten
Umgang
der Uhrzeit
vor und nach
der eigenen Zeit

verlorne Kindheit
Bekanntschaften
es ist alles 
zu spät

Zitat:

Sie haben es vermutlich bereits in der Tagesschau oder in der einen oder anderen Zeitung am Freitag vernommen: Die Abstimmung zum Mediengesetz steht auf der Kippe. Gemäss SRG-Umfrage wird es ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Um zu gewinnen, müssen wir jetzt alle unsere Kräfte bündeln und nochmals richtig auf die Tube drücken. Dazu brauchen wir Sie: Setzen Sie ein Zeichen für ein JA zum Mediengesetz und unterstützen Sie unsere Bürger:innen-Kampagne mit Ihrem Statement.
 
Eigenes Statement für ein JA hochladen
Bei dieser Abstimmung geht es um viel: Es geht um den Erhalt der Medienvielfalt, die die Schweiz und ihre Bürger:innen mit Informationen versorgt. Das ist gerade dann wichtig, wenn wir unsere politischen Rechte ausüben.

Mit einem Flyer wollen wir die Stimmbürger:innen deshalb dort erreichen, wo sie in Pandemie-Zeiten ein wenig öfter sind: im Home-Office. Wollen Sie auch Ihr Quartier oder Ihre Gemeinde mit unserem Flyer beliefern? Finden Sie mit unserem Mobilisierungs-Rechner heraus, wie viel ein Versand in Ihrem Ort kosten würde.
 
Jetzt Flyer-Rechner starten
Wir freuen uns sehr, Gamma Hans, Sie mit an Bord zu wissen. Für den Schlussspurt brauchen wir Sie. Danke, dass Sie unsere Kampagne unterstützen.

Freundliche Grüsse
Camille und Simon

PS: Für die kommenden Wochen brauchen wir Verstärkung – unser kleines Team schafft das alles nicht allein. Kennen Sie sich im Schreiben von Texten, im Projektmanagement oder in der Werbung aus? Dann melden Sie sich. Am besten direkt bei Philippe Kramer (philippe.kramer@publicbeta.choder 076 583 02 28).

Montag, 10. Januar 2022

í kringum nálina

í kringum nálina
hina vottuðu
hagnaður sem á að aflauna
fallið í hendur
hvar ekki er ljóst
að því hvað það
í alvöru
ætti að vera gagnlegt

*

Rund um
die Stecknadel
der verbriefte
zu entblätternde
Gewinn
in die Hände
gefallen
worauf nicht
klar ist
zu was es
wirklich
dienlich sein soll

Zitat:



NEWSLETTER
 
 
 

In den letzten Jahren machten wiederholt beunruhigende Berichte zu Gewalt und Menschenrechtsverletzungen in Bundesasylzentren die Runde. Um die Vorwürfe zu untersuchen, gab das Staatssekretariat für Migration eine externe Untersuchung in Auftrag. Der veröffentlichte Bericht ist allerdings unvollständig und lässt den Ausschluss strukturell bedingter Gewaltanwendungen in den Asylunterkünften des Bundes nicht zu.


Im Mai 2021 beauftragte das Staatssekretariat für Migration SEM den Alt-Bundesrichter Niklaus Oberholzer – Fachbereiche Strafrecht und Verwaltungsrecht –, die Missbrauchs- und Gewaltvorwürfe in Bundesasylzentren zu untersuchen. Der Untersuchung vorausgegangen waren eine gemeinsame Recherche der Rundschau, des Westschweizer Radio und Fernsehens und der Wochenzeitung WOZ, Berichte von NGOs sowie ein Besuch des Europäischen Ausschusses zur Verhütung von Folter CPT in der Schweiz. Im November 2021 lagen die Resultate der veranlassten Untersuchung vor: Im Sicherheitsbereich seien Verbesserungen notwendig, die Grund- und Menschenrechte würden in den Asylzentren des Bundes jedoch eingehalten. Bei genauerem Hinsehen lassen der Umfang und die Methodik der Untersuchung diese kategorische Schlussfolgerung aber nicht zu.

Einseitige Herangehensweise

Bei der durchgeführten Untersuchung handelt es sich weitgehend um eine Sekundärrecherche, welche sich auf vom Staatssekretariat für Migration zur Verfügung gestellte Dokumente und Verfahrensakten in sieben Fällen stützt. Darüber hinaus wurden Mitarbeiter*innen und Verantwortliche der privaten Sicherheitsfirmen und des Staatssekretariats für Migration befragt.

Mit der kleinen Anzahl untersuchter Fälle ist es sehr schwierig, Schlüsse in Bezug auf strukturelle Gewaltanwendung oder Menschenrechtsverletzungen in Bundesasylzentren zu ziehen. Darüber hinaus scheinen im Rahmen der Untersuchung keine Gespräche mit den betroffenen Asylsuchenden, Rechtsvertreter*innen, Zeug*innen oder externen Rechtsanwält*innen stattgefunden zu haben. Schliesslich sind die Kriterien zur Auswahl der untersuchten Fälle nicht ersichtlich. Diese methodisch einseitige Herangehensweise führt zu verzerrten Ergebnissen. Das zeigt sich bei den unterschiedlichen Schlussfolgerungen des Berichts.

Unzulässiger Rückschluss auf den Zugang zur Justiz

Der Untersuchungsbericht kommt zum Schluss, dass der Rechtsschutz bei Gewaltanwendung in den Bundesasylzentren gewährleistet sei. Begründet wird diese Annahme damit, dass in vier der sieben untersuchten Fälle Strafuntersuchungen hängig seien.

Abgesehen von der für aussagekräftige Rückschlüsse zu geringen Anzahl untersuchter Fälle bedeutet die Einleitung einer Strafuntersuchung nicht, dass die Betroffenen effektiv Zugang zur Justiz erhalten. Die staatlich finanzierte Rechtsvertretung – für die Asylsuchenden vor Ort die einzige Ansprechperson – verfügt weder über ein Mandat noch über die fachlichen Kompetenzen, um die Betroffenen strafrechtlich beraten oder vertreten zu können. Der Weg zu externen Anwält*innen oder der Opferhilfe ist zudem sehr beschwerlich. Zu einer strafrechtlichen Anzeige und einem Strafverfahren kommt es in der Realität oft erst, wenn NGOs externe Anwält*innen damit beauftragen.

Unhaltbarer Rückschluss auf die Dunkelziffer

Der Bericht kommt zum Schluss, dass die Dunkelziffer an Gewaltvorfällen in den Bundesasylzentren sehr gering sei, da alle Vorfälle den Rechtsvertreter*innen gemeldet würden. Dieser Annahme stehen die Erfahrungen zivilgesellschaftlicher Organisationen gegenüber: Viele, wenn nicht eine Mehrheit, der Asylsuchenden würden sich nicht trauen, über ihre Gewalterfahrungen zu sprechen oder Anzeige einzureichen – aus Angst, dies könnte ihr Asylverfahren negativ beeinflussen. Bei den Berichten der privaten Aufsichts- und Sicherheitsangestellten muss zudem berücksichtigt werden, dass diese sich kaum selbst belasten würden. Rechtsanwält*innen aus dem Asylbereich sind zudem Fälle bekannt, wo Strafanzeigen – etwa aufgrund einer raschen Ausschaffung – gar nicht möglich waren oder von der Polizei verweigert wurden. Von einer niedrigen Dunkelziffer kann aus diesen Gründen nicht ausgegangen werden.

Nicht nachvollziehbare Schlussfolgerungen zur Voreingenommenheit

Schliesslich zieht der Bericht das Fazit, dass keine Hinweise auf «eine generelle Voreingenommenheit der Mitarbeitenden der Sicherheitsdienste» bestünden – jedoch ohne weitere Begründung. Um rassistische oder fremdenfeindliche Einstellungen von Sicherheitsangestellten festzustellen oder auszuschliessen, wäre die Befragung einer grossen Anzahl Asylsuchender und Mitarbeiter*innen notwendig gewesen.

Die Zivilgesellschaft zeigt eine andere Realität auf

Seit Februar 2020 wurden der Menschenrechtsorganisation Amnesty International Schweiz regelmässig Vorwürfe über Misshandlungen und Gewaltanwendungen in Bundesasylzentren zugetragen. Im Mai 2021 veröffentlichte die NGO deshalb das Briefing «'Ich verlange nur, dass sie Asylsuchende wie Menschen behandeln' – Menschenrechtsverletzungen in Schweizer Bundesasylzentren». Das Fazit war ernüchternd: Anhand von 32 Interviews mit Opfern, (ehemaligen) Sicherheitsangestellten, Rechtsvertreter*innen, Betreuer*innen und Sozialpädagog*innen wurde deutlich, dass in den Bundesasylzentren Feindseligkeit, Vorurteile und Rassismus vorkommen. Die befragten Asylsuchenden berichteten zudem von körperlichen Verletzungen, Misshandlungen und Bestrafungen.

Der Amnesty-Bericht lieferte den Hinweis, dass in den Bundesasylzentren durchaus Menschenrechtsverletzungen geschehen und diese in strukturellen Mängeln begründet liegen könnten. Kürzlich haben sodann der UNO-Antirassismusausschuss sowie der UNO-Kinderrechtsausschuss die Schweiz aufgefordert, Gewaltvorfälle in den Bundesasylzentren zu untersuchen, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, die Opfer zu entschädigen und präventiv tätig zu werden. Die Schweizer Behörden sind zur Aufarbeitung der Gewaltvorfälle in den Bundesasylzentren deshalb dazu aufgefordert, eine grossangelegte Untersuchung nach wissenschaftlicher Methodik und unter Anwendung menschenrechtsgestützter Indikatoren durchzuführen.

 
 
 
 


Freundliche Grüsse

Marianne Aeberhard
Leiterin Projekt Zugang zum Recht / Geschäftsleiterin
humanrights.ch