Das Ewige was wir uns denken
soll uns erhaben machen
wie das Leben
sich uns gibt
Weil wir der Angst uns meinen
wir seien ungebunden und allein
in unserer Mitte
sind wir mit allem verbunden
Die Himmel senken sich
in uns nieder
sie legen sich und spiegeln sich
im Tau der Blätter wieder
Der Bäume unser
eigener Schatten steht
dem Dunkel der Nacht
in uns langsam erwachend auf
Der Ahnung bleibt der Kosmos
in uns verborgen
die Steine die Erde
die Sterne in uns am Firmament
Abend
Der Abend wechselt langsam die Gewänder,
die ihm ein Rand von alten Bäumen hält;
du schaust: und von dir scheiden sich die Länder,
ein himmelfahrendes und eins, das fällt;
und lassen dich, zu keinem ganz gehörend,
nicht ganz so dunkel wie das Haus, das schweigt,
nicht ganz so sicher Ewiges beschwörend
wie das, was Stern wird jede Nacht und steigt –
und lassen dir (unsäglich zu entwirrn)
dein Leben bang und riesenhaft und reifend,
so daß es, bald begrenzt und bald begreifend,
abwechselnd Stein in dir wird und Gestirn.
Rainer Maria Rilke