Gedanken zur Nacht am Tag
Gedanken zur Nacht am Tag
Der Traum geht durch
die Nacht am Tag
und alles Leid der Welt
er sich fest
in der Seele
gefangen hält
Der Schmerz der Menschen
sammelt er rund
um den Globus auf
schliesst sie ein
unter unsere grossen Mutterhaut
Der Welt ihr selbst
ihr ist kein Ach
nur wir in unserem Lebenslauf
zur Geburt zum Tode
wir sollen
wir müssen
das von der Grossen Mutter
ihr geplantes Weh ertragen
Es gibt keiner Rückbesinnung
zum Leid und Schmerz
und dazu kein
nur ein versteh
Das Salz von Tränen dass die Kinder weinen
hält uns den Spiegel vor
durch unser ungestilltes
Sehnen Hoffen und Begehren
Nachtgedanken
Weltenweiter Wandrer,
walle fort in Ruh..........
Also kennt kein andrer
Menschenleid wie - du.
Wenn mit lichtem Leuchten
du beginnst den Lauf.
schlägt der Schmerz die feuchten
Augen zu dir auf.
Drinnen liegt - als riefen
sie dir zu: versteh ! -
tief in ihren Tiefen
eine Welt von Weh.........
Tausend Tränen reden
ewig ungestillt, - -
und in einer jeden
spiegelt sich dein Bild.
Frühes Gedicht, 1894
Rainer Maria Rilke
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