Montag, 30. November 2015

Gedanken zur Nacht am Tag

Gedanken zur Nacht am Tag


Der Traum geht durch
die Nacht am Tag
und alles Leid der Welt
er sich fest
in der Seele
gefangen hält

Der Schmerz der Menschen
sammelt er rund 
um den Globus auf
schliesst sie ein
unter unsere grossen Mutterhaut

Der Welt ihr selbst
ihr ist kein Ach
nur wir in unserem Lebenslauf
zur Geburt zum Tode
wir sollen 
wir müssen
das von der Grossen Mutter
ihr geplantes Weh ertragen

Es gibt keiner Rückbesinnung
zum Leid und Schmerz 
und dazu kein 
nur ein versteh

Das Salz von Tränen dass die Kinder weinen
hält uns den Spiegel vor
durch unser ungestilltes 
Sehnen Hoffen und Begehren






Nachtgedanken

Weltenweiter Wandrer, 
walle fort in Ruh.......... 
Also kennt kein andrer 
Menschenleid wie - du. 

Wenn mit lichtem Leuchten 
du beginnst den Lauf. 
schlägt der Schmerz die feuchten 
Augen zu dir auf. 

Drinnen liegt - als riefen 
sie dir zu: versteh ! - 
tief in ihren Tiefen 
eine Welt von Weh......... 

Tausend Tränen reden 
ewig ungestillt, - - 
und in einer jeden 
spiegelt sich dein Bild. 

Frühes Gedicht, 1894 

Rainer Maria Rilke

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen