So spricht der HERR, dein Erlöser, der dich von Mutterleib an geformt hat: Ich bin der HERR, der alles bewirkt, der allein den Himmel ausgespannt hat, der die Erde ausgebreitet hat aus eigener Kraft […] (Jesaja 44,24)
Wie viele Schöpfer gibt es? Stand Gott bei der Schöpfung ein Helfer zur Seite? Was für jemanden, der an einen einzigen Gott glaubt, steht in diesem Vers des Jesajabuches klar ausgedrückt.
Es ist klar, dass der Prophet seine Worte im Rahmen des Weltbildes seiner Zeit formuliert hat. Wir würden heute nicht mehr vom Ausspannen des Himmels und vom Ausbreiten der Erde sprechen. Es geht hier auch nicht um Naturwissenschaft, die nicht der Inhalt der göttlichen Inspiration ist, sondern um eine geistliche Botschaft. Gott hat den Himmel allein „ausgespannt“. Die Schöpfung ist einzig sein Werk.
Dieses Wissen um Gott als den einzigen Schöpfer sollte dem in Babylon verbannten Volk als Trost dienen, dass er sie wieder in ihr Land zurückführen wird, dass Jerusalem und der Tempel wieder gebaut werden. Bei der Verwirklichung dieser Verheißung hat sich Gott durchaus der Mitarbeit von Menschen bedient, vor allem auch des in 44,28namentlich genannten Kyros.
Die Schöpfung hingegen ist einzig und allein sein Werk. Der letzte Teil von Vers 24, den die Einheitsübersetzung mit „aus eigener Kraft“ wiedergibt, ist wörtlich eine rhetorische Frage: „Wer war bei mir?“1 Gott ist der einzige Schöpfer.
Dadurch stellt sich aber die Frage nach dem Verständnis mancher anderer Bibelstellen.
In Ijob 38 heißt es:
4 Wo warst du, als ich die Erde gegründet? Sag es denn, wenn du Bescheid weißt! 5 Wer setzte ihre Maße? Du weißt es ja. Wer hat die Messschnur über sie gespannt? 6 Wohin sind ihre Pfeiler eingesenkt? Oder wer hat ihren Eckstein gelegt, 7 als alle Morgensterne jauchzten, als jubelten alle Gottessöhne? (Ijob 38,6-7)
In dieser Rede macht Gott seinem Knecht Ijob bewusst, wie er vor seinem Schöpfer steht. Ijob sollte die Größe Gottes auch durch sein Handeln in der Schöpfung erkennen. Die Morgensterne, die mit den Gottessöhnen in Parallele gesetzt werden, werden als Zeugen der Erschaffung der Erde genannt. Dadurch sollte vermutlich auch gesagt werden, dass die von Heiden als Götter verehrten Gestirne nur Gottes Geschöpfe sind. Wenn Gott zuerst den Himmel erschaffen hat, waren die Sterne oder auch die Engel bereits vor der Erde geschaffen worden. Der Einzigkeit Gottes als Schöpfer tut das keinen Abbruch.
Mehr Gewicht haben Stellen, die über die Beteiligung des Wortes Gottes, das in Jesus Mensch geworden ist, am Schöpfungswerk sprechen.
1 Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. 2 Dieses war im Anfang bei Gott. 3 Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist. (Johannes 1,1-3)
[…] so haben doch wir nur einen Gott, den Vater. Von ihm stammt alles und wir leben auf ihn hin. Und einer ist der Herr: Jesus Christus. Durch ihn ist alles und wir sind durch ihn. (1 Korinther 8,6)
16 Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin erschaffen. 17 Er ist vor aller Schöpfung und in ihm hat alles Bestand. (Kolosser 1,16-17)
1 Vielfältig und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; 2 am Ende dieser Tage hat er zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben von allem eingesetzt, durch den er auch die Welt erschaffen hat. (Hebräer 1,1-2)
Aus dem Alten Testament könnte man noch Sprichwörter 8,22-31 nennen. Zu dieser Stelle gibt es einen eigenen Beitrag.
Wenn Gott, so wie es in Jesaja heißt, der einzige Schöpfer ist, die Apostel aber in den neutestamentlichen Schriften über das Wort und den Sohn Gottes Jesus Christus als Schöpfer schreiben, ist das ein weiterer Hinweis auf dessen göttliche Natur. Die Schöpfung ist das alleinige Werk des einzigen Schöpfers, des dreieinen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Der Vater hat durch seinen Sohn geschaffen.
Es war nicht so, wie Jehovas Zeugen behaupten, dass Jesus (als der Erzengel Michael) das erste Geschöpf war, durch den Gott dann alles andere geschaffen habe. Der Sohn Gottes ist ungeschaffen und genauso ewig wie sein Vater, der durch ihn die Welt geschaffen hat. Darum hat er zurecht den Anspruch erhoben, genauso geehrt zu werden, wie der Vater.
[…] damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht, der ihn gesandt hat. (Johannes 5,23)
- So nach Qumran, der Septuaginta und der Vulgata. Der Masoretentext hat durch eine andere Vokalisierung „von mir her“. ↩