Dienstag, 16. September 2025

Worte

Verstehen heisst antworten.

Der Mensch muss prüfen, ob das Angesagte, von aussen, annähernd einer Wahrheit entspricht. 

Es gibt nicht nur die eine Wahrheit.

Leben will das Leben weitergeben. 

Worte können das nicht.

der Brifkasten

 über die Nacht
wurde unter dem Vordach
im Schatten
an der Wand
ein schwarzer Briefkasten
an die Wand geheftet


nicht wirklich

 Der Grossbrief
mit farbiger Aufschrift
ohne Adresse
fordert auf 
etwas zu kaufen
was auf nichts
wirkliches hinweist

vor der Abreise

 Die Familie verlässt
ein langjähriges Zuhause
in der Hand des Vaters
die weiss gefüllte 
noch warme Gratinplatte
mit Fleisch und Zutaten


Montag, 15. September 2025

Widersprüche

Zur Zusammenstellung der Mahlzeit
gibt es verschiedene Vorschläge
die sich gegenseitig widersprechen

die Entscheidung
welche Süssspeise den Vorrang
haben soll

die Hausherrin wird
zum Vorschlag 
von Vanille Creme 
mit anderen Frauen nicht einig

zudem versucht sie
dem Fleisch in Plastikverpackungen
das Fett von Hand abzuscheiden

mit dem Durcheinander
ist die Auflistung der Zutaten
nicht möglich

 

Sonntag, 14. September 2025

Worte zur Tat

 Jeder Mensch in seiner Not, in seinem Leid; jeder Mensch weiss, dass die Regentschaft, davon keine Kenntnis nehmen will. Wer tatkräftig gegen Hunger und Not sich einsetzten will, der mache seine Worte zur Tat.

Kommentar: posthum, an Reiner Maria Rilke

 Ich bin der Falke im Sturm der den König sucht. "Ich lebe mein Leben in sich weitenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn, Den letzten, ich weiß nicht ob ich ihn Vollbringe, aber versuchen will ich ihn.  


Kommentar:


Gott in mir, vermittelt durch den Traum der Seele, spricht mir täglich ins Gewissen. Sein Rat zur Tat will ich befolgen. Den Dingen bin ich gebunden, durch die Nabelschnur zur Welt. Bis die Natur mich entlässt, ich bin Natur bis zu meinem zuletzt, in der Natur.


Ich kreise um Gott um den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang und ich weiß nicht, bin ich eine Falke, ein Sturm, oder ein großer Gesang" (Rilke)


Kommentar:

Umfasst von Gott, in den ersten Tage meines Daseins; dem im Verbleib in meiner kurzen Zeit. Demut und Fürsoge für das Geschenk, für mein Leben, in allen Dingen, unter allen Lebewesen.

Samstag, 13. September 2025

Verbannt

 Verbannt in eine Welt
von fremden Menschen
die im Religionsstreit 
gegenseitig durchsetzt

Bewaffnete die 
sich bekämpfen
die Ungläubige
zu töten bereit sind

die Auserwählten
versuchen im Ritual
sich über das Grauen
zu überhöhen
indem sie gemalte
Götterbilder herum tragen
sie sollen Menschen
von Tod und Elend bewahren
 

Der Schlüssel

 Nach dem Urlaub
kommt  der Reisende
in einem zuhause an
an einem fremden Ort
in einem fremden Haus

seine Frau ist vom Urlaub
früher angekommen
der Ehemann sucht
überall nach einem Schlüssel

er greift nach vielen Anhänger
in Taschen und Schubladen
den wirklichen Schlüssel
der ihm fehlt 
kann er nicht wieder finden

Das Fohlen

 Die Tochter
die nie etwas
mit Pferden 
zu tun gehabt hat
ruft ihre Mutter an
ob sie ihr einen Ratschlag
für das Fohlen 
geben kann
sein verhalten
mache ihr Sorgen

Freitag, 12. September 2025

Die Stille

 inmitten des Sturms
das eigene Versagen
offen gelegt
umgeben 
von einer Stille
die bewegt

Donnerstag, 11. September 2025

Das Experiment

 Im Quartier

das von oben

zu sehen ist


schiesst eine Rakete

mit vier Düsen

ins All


der Orbiter

senkt sich

fällt

als ob er 

die Erde neu

besiedeln wollte


unterstützt von riesigen

braun gefärbten Ballonen 

auf den Startplatz zurück


ein Beobachter sammelt 

den Abfall von Metallteilen


er weiss nicht 

welche Bedingungen festgelegt

durch welches Ereignis  

eine Veränderungen 

mit dem Start der Rakete

untersucht werden konnten


im Zentrum der Ortschaft

stehen aufgereiht

ältere Frauen

vor den Fotografen


die für dieses

Verfahren

verantwortlich gewesen sind

wieder erkannt

Sie begehrt Einlass
er erkennt
durch das 
Fensterglas der Türe

mit staunen 
ihr Gesicht


die Frau die ihn

damals verlassen hat


sie will auf Besuch

eine Unterkunft

für einen erholsamen Schlaf

ohne Gäste

 Es sind keine Gäste da

der Koch pellt die Haut

von hundert Würsten

und brät sie auf dem Grill

zielgenau

 Im Wirtshaus

wirft ein Kellner

gebrauchte Teller

zielgenau durch

einen Tunnel

zum Abwasch

im Gasthaus

 Satt von Gerüchen

verlangt ein Gast

einen gemischten Salat


gefragt ob er ihn

selbst auf den Teller

schöpfen will


seine Antwort

er möchte bedient werden


die Auswahl von Salat 

ist karg bemessen


seine Partnerin

die öfters 

das Gasthaus besucht


sie schwärmt

von im Blätterteig

gebackenen Frischkäse

unbezahlt

Zu einer Weiterbildung

soll ein Student

weitere Veranstaltungen

unbezahlt besucht haben


von dem er nichts weiss

zu zahlen wäre er bereit


der Verantwortliche bekennt 


trotzdem

es bleibt 

nicht eindeutig 

ob der Besuch 


ohne Entgelt

eine Möglichkeit

gewesen wäre

getrennt sein

 Die Sehnsucht
die Begierde
durch Nähe
zu überwinden

selbst das nächste
vertraute Angesicht
mildert nicht
den Schmerz
des natürlichen
getrennt Seins

Mittwoch, 10. September 2025

erdankt

 Keine/er erdankt 
sich den Sprenkeles 
mit zwei selbst erzeugten
Traum Wort Injektionen 
so sprach Zarathustras 
der Übermensch 
vom Katheder 
was wahrhaftig klar ist
im Stirnlappen 
als Geist Nahrung 
ohne Frage ob sagend
dem heutigen Menschen

zu Tische

 Einen Tyrannen soll der Mensch nicht zu Tische einladen.

Der Bericht

Ein übersichtlicher Bericht
über das eigene Erlebte
im Jenseits 
wird wie von selbst
auf einer alten 
Schreibmaschine ausgedruckt

an das Geschehen
der Mann selbst
sich nicht erinnern kann

die Abfassung 
wird einem unbekannten 
erfahrenen Ratgeber und Lehrer
zur Prüfung vorgesetzt

jener bemängelt
dass im Text
die Orte des Geschehens
nicht bildhaft aufgeführt

mit einem Stift
auf einem grossen Stück Papier
zeichnet er dem Mentee

vorbildhaft 
die vergessene 
Landschaft nach
die zum Text 
ergänzt werden soll

es ist spät Abends
der Schüler ist zu müde
die Aufgabenstellung 
anzunehmen 
sie zu beenden

Dienstag, 9. September 2025

nicht eindeutig

 In einer

mittelalterlichen Festung

hohen Steintürmen

lateinischen Inschriften


ein Durchfahrender wird

zweimal zu seinem Wesen

als Wehrhafter 

Gottgläubiger überprüft


unter anderen

bleibt der Entscheid

im Grossen Saal

der Würdenträger offen


ob er ins Innland

weiterreisen darf

nicht eindeutig beschlossen

all ein

 Die Zeit

mahnt

der Traum

ging vorbei

er liess

den Träumer

in seinem Schmerz

allein

Die Deutungshoheit

 Der Traum vermittelt durch die Seele, hält mir den Spiegel vor, wie ich mich, zu mir selbst und den anderen verhalte; in die ich nicht hineinsehen kann. Den Traum eines anderen Menschen kann ich nicht deuten, nicht verstehen. Jeder Mensch soll durch die Traumbotschaft, zu neuer Einsicht kommen, zur neuen Tat das Bessere wagen.

Die Ernte

 Die Ernte

des Traums

verschliesst

das wahre Gesicht

mit einem luftigen Bild

das die Wirklichkeit

verschleiert

auf dem Rücken

 Der Vater

soll ein Kinderspielzeug

das nicht gebraucht wird

inmitten der Stadt

in eine Nische setzen


der Sohn wird

den Diebstahl

bei der Versicherung melden


unschlüssig gehorsam

legt er das Ding 

am Stamm 

eines Baums nieder


er trägt ein riesigies

schwarzes Bild

nach Hause

auf seinem Rücken

Das Leben

 Das Leben ist so, wie wir uns darin einrichten.