Montag, 26. September 2022

an: Sandra von Siebenthal / Robert Harsieber

«Ich möchte den Leser davon überzeugen, dass alle seine Versuche zu lieben fehlschlagen müssen, sofern er nicht aktiv versucht, seine ganze Persönlichkeit zu entwickeln, und es ihm so gelingt, produktiv zu werden; ich möchte zeigen, dass es in der Liebe zu einem anderen Menschen überhaupt keine Erfüllung ohne die Liebe zum Nächsten, ohne wahre Demut, ohne Mut, Glaube und Disziplin geben kann.»[1]
Die Grundvoraussetzungen für die Liebe sind nach Fromm zwei Dinge: Sich selbst als Persönlichkeit zu entwickeln und eine innere Haltung gegenüber Menschen einzunehmen, die auf Liebe, Demut, Mut, Glaube und Disziplin beruht.

«Sie [Die Liebe] ist eine Haltung, eine Charakter-Orientierung, welche die Bezogenheit des Menschen zur Welt als Ganzem und nicht nur zu einem einzigen ‘Objekt’ der Liebe bestimmt.»[2]
Wenn wir von Liebe sprechen, denken wir oft an die romantische Liebe zwischen zwei Menschen, an die, teilweise fast symbiotische, Verbindung zwischen den beiden. Dies mag eine Form der Liebe sein, doch ist es keine reife. Liebe, so Erich Fromm, zielt nicht auf ein Objekt, sondern sie ist eine innere Haltung. Liebt man nur einen, liebt man nach Fromm keinen. Zudem fängt Liebe auch immer bei einem selbst an. Kann man sich nicht lieben, kann man auch keine Liebe zur Welt entwickeln. Ohne Selbstliebe fehlt einem das eigene Identitätsgefühl und man ist davon abhängig, dass die Welt einem die Identität quasi zuschreibt.

«Paradoxerweise ist die Fähigkeit, allein sein zu können, die Vorbedingung für die Fähigkeit zu lieben.»[3]
Liebe ist weiter eine Kunst, die man lernen kann. Um diese zu erlernen, braucht es einige Vorbedingungen: Disziplin, Ausdauer, Konzentration und Wichtigkeit. Disziplin lernt man am besten, indem man Routinen entwickelt, die zu Gewohnheiten werden: Täglich früh aufstehen, nicht zu viel essen und trinken. Sie soll nicht etwas von aussen Aufgezwungenes sein, sondern zum Ausdruck des eigenen Wollens werden. Konzentration bezeichnet die Fähigkeit, mit sich allein zu sein, möglichst ohne Ablenkungen. Geduld ist wichtig, da keine Kunst über Nacht erlernt werden kann. Wir neigen heute dazu, alles immer noch schneller machen zu wollen und denken, wir verpassen sonst etwas im Leben. Dadurch rennen wir aber nur durchs Leben und leben es nicht wirklich aus der Tiefe. Zuletzt muss einem Liebe als Kunst wichtig sein. Man muss sich ihr mit allem widmen, was man hat, sie muss oberste Priorität haben. Diese Voraussetzungen sollten nicht nur im Hinblick auf die Liebe gelebt werden, sondern im ganzen Leben.

«Genau wie der Glaube an ein Kind gründet auch die Idee, dass die dem Menschen gegebenen Möglichkeiten derart sind, dass er unter entsprechenden Bedingungen die Fähigkeit besitzt, eine von den Grundsätzen der Gleichheit, Gerechtigkeit und Liebe getragene Gesellschaftsordnung zu errichten.»[4]
Liebe als Haltung kann auch in der Gesellschaft relevant sein. Baut man diese auf den Grundsätzen der Liebe auf, handelt man im Miteinander aus einer Haltung der Liebe heraus, dann kann diese ein Ort der Gerechtigkeit werden, in dem Menschen als Gleiche miteinander leben und dieses Miteinander liebevoll gestalten.

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Die unteilbare Menschenwürde gilt allen, den Bösen und den Guten.

An: Robert Harsieber

Wie wahr! Und doch wie schwer zu verstehen mit unserem gewohnten, im 19. Jahrhundert steckengebliebenen Denken (und Fühlen)!
Quantentheorie und Tiefenpsychologie, vor allem C. G. Jung, hätten uns ein neues Denken lehren können. Ein Elementarteilchen ist kein Teilchen, es ist gar nicht ohne Wechselwirkung und ohne Verbindung zum Kontext, der gar keine Grenzen hat.
Das bewusste Ich ist nicht ohne das (persönliche) Unbewusste und ohne das kollektive Unbewusste (der Menschheitsgeschichte), dessen Archetypen auch in der äußeren „Welt“ wirken – als Matrix des inneren und äußeren Lebens.

Der Mensch ist kein isoliertes Subjekt, kein bloßes Ich, sondern er ist nur in Beziehung – zu einem anderen, zu den anderen, zur Gesellschaft, zur „Welt“. Menschsein geht gar nicht ohne diesen Kontext. Und dieses Menschsein zu leben bedeutet lieben. Das ist eine verbindende Energie, die wachsen muss, und das ist eine Lebensaufgabe…
Es braucht ein Gegenüber, es braucht eine Beziehung zu sich selbst, und es braucht ein sich Einfügen in das Ganze der „Welt“ oder ein Hereinnehmen des Ganzen in das Eigene – was letztlich dasselbe ist…


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Die Seele, der Geist ist in uns, nicht da draussen. Der umgebende Text einer sprachlichen Einheit, (Kontext) dem Bemühen durch die autonome keusche Vernunft, 
die Seele in Bildern und dem Wort zu begreifen und fest zu halten; 

die Vereinigung der Gegensätze (Mysterium Coniunctionis: Gesammelte Werke 14/ 1+2 | Jung, C.G. | ISBN: 9783843601337) als ein Alchemist und als Quantenphysiker, in eine unveränderbare, für ewig geltende Formel zu reduzieren. 

Es ist besser der Alma Mater, sich als Adept, weder in der Geisteswissenschaft, noch den empirischen Natur-Wissenschaften zu ergeben. Vielmehr den Broterwerb in einer einfachen Arbeit zu bewerkstelligen. 

Der alltäglichen Schulung, im Gehorsam der Seele, sich bilden, bis zum letzten Atemzug erziehen zu lassen. Dazu gehört das was Cusanus gesagt hat. "Gott , (meiner Meinung nach, die eine Seele), schaut mit einem Auge auf den Menschen, als gäbe es nur ihn allein" und das macht die Seele, seit es die Menschen gibt bis heute, mit allen von uns, so meine Behauptung.     

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