Samstag, 3. Dezember 2022

LGBTIQ

 Ergebnisse der 4. Umfrage des Schweizer LGBTIQ+ Panels

Im Jahr 2022 wurden wichtige gesetzliche Änderungen für lesbische, schwulen, bisexuellen, trans, intergeschlechtlichen und queeren (kurz LGBTIQ+) Personen in der Schweiz umgesetzt. Die Ehe für alle, der Zugang zur gemeinschaftlichen Adoption und künstliche Befruchtung, die Erleichterung der Änderung des Geschlechtseintrags in offiziellen Dokumenten …
Mit den wahrscheinlichsten Umfragen des Schweizer LGBTIQ+-Panels möchten wir erfassen, wie sich diese Entwicklungen zu LGBTIQ+-Personen ergeben. Wie fühlen sich LGBTIQ+ Personen? Wo erfahren sie Unterstützung, wo Diskriminierung? Inwieweit fühlen sie sich LGBTIQ+ Personen in der Schule, der Uni und der Arbeit akzeptiert? So viele Fragen, auf die Ergebnisse der 4. Umfrage des Schweizer LGBTIQ+ Panels dank der gesammelten Daten von über 3400 Personen Antworten geben.

Kampagne rund um die Ehe für alle: Ambivalente Auswirkungen auf das Wohlbefinden

Im Jahr 2022 wurden LGBTIQ+ Personen über viele Kanäle (Plakate, soziale Medien, Gespräche) mit den Kampagnen rund um die Ehe für alle angezeigt. Auf die Frage, wie sich diese Kampagnen auf sie ausgewirkt haben, geben 78 % der LGBTIQ+-Personen an, dass die Kampagne gegen die Ehe für alle negativen Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden habe. Allerdings gibt auch 69% der Teilnehmenden eine positive Wirkung der Kampagne auf ihr Wohlbefinden an. Dieser Widerspruch lässt sich dadurch erklären, dass die Ja-Kampagne von LGBTIQ+ Personen als empowernd erlebt wurde. Dies könnte LGBTIQ+ Personen von den negativen Auswirkungen der Nein-Kampagne geschützt haben. Angehörige der LGBTIQ+ Community haben sich an mehreren Aktionen zur Unterstützung der Ehe für alle Beteiligten; Zum Beispiel. Haben sie ihre Umgebung ermuntert, mit Ja zu stimmen (87 % der Teilnehmenden), Regenbogenfahnen angebracht (70 %) oder Nachrichten in sozialen Medien gepostet (59 %). This Engagement war allerdings mit persönlichen Kosten verbunden: Jede fünfte Person gab an, im Rahmen ihrer Teilnahme an der Ja-Kampagne beschimpft worden zu sein.

Diskriminierung vorhanden; Zögerliches Coming-out

Auch im Jahr 2022 waren LGBTIQ+ Personen mit mehreren Formen von Diskriminierung konfrontiert. Während sowohl Angehörige sexueller Minderheiten (z.B. schwule, lesbische und bisexuelle Personen) als auch geschlechtlicher Minderheiten (z.B. trans- und intergeschlechtliche Personen) sehr häufig Witzen ausgesetzt waren und im öffentlichen Raum angestarrt wurden, wurden letztere viel stärker diskriminiert. So berichteten 76% der teilnehmenden Angehörigen geschlechtlicher Minderheiten von beliebiger Diskriminierung (Schwierigkeiten bei der Änderung des Namens und des Geschlechtseintrags, fehlender dritter Geschlechtseintrag). Was das Coming Out betrifft, so ist es immer noch ein schwieriger und langwieriger Prozess. Dieser Befund wird durch die Tatsache verdeutlicht, dass mehr als ein Viertel der teilnehmenden LGBTIQ+-Personen sich innerhalb ihrer Familie nicht geoutet haben.

Schule, Uni und Arbeitsplatz: Ein langer Weg zur vollen Akzeptanz

Queere Personen haben in der Schule, Uni oder Arbeit weniger das Gefühl «sich selbst sein zu können» sowie «sich zugehörig zu fühlen». Das fehlende Gefühl der Zugehörigkeit ist Angehörigen geschlechtlicher Minderheiten besonders betont. Fast jede zweite trans- oder intergeschlechtliche Person berichtet von Diskriminierung in der Schule, der Universität oder der Arbeit. Bei lesbischen, schwulen und bisexuellen Personen ist es jede 5. Person. wissen viele Personen nicht, wo sie im Falle von Diskriminierung trotzdem Unterstützung bekommen könnten. So geben knapp die Hälfte der teilnehmenden queeren Schüler*innen und Studierenden an, dass sie keine Anlaufstelle kennen würden.

Was wünschen sich LGBTIQ+ Personen für die Zukunft?

Trotz jüngster gesetzlicher Verbesserungen ist klar: LGBTIQ+ Personen sind in der Schweiz weiterhin mit Ungleichheiten konfrontiert, erfahren Diskriminierung und fühlen sich nicht voll akzeptiert. Daher ist es wichtig, nicht nur Diskriminierung zu reduzieren, sondern die Akzeptanz von LGBTIQ+ Personen zu erhöhen und über LGBTIQ+ Themen aufzuklären. Angehörige geschlechtlicher Minderheiten fordern darüber hinaus weitere Optionen beim Geschlechtseintrag, ein Schutz durch das Antidiskriminierungsgesetzt, der Zugang zu sicherer Gesundheitsversorgung, geschlechtsneutrale Infrastruktur und ein Recht auf körperliche Unversehrtheit von intergeschlechtlichen Kindern.

Was ist das Schweizer LGBTIQ+ Panel?

Das Schweizer LGBTIQ+ Panel ist eine Längsschnittstudie, welche die Situation von LGBTIQ+ Personen in der Schweiz untersucht. Es wurde 2019 von Dr. Léïla Eisner (Universität Zürich, Princeton University) und Dr. Tabea Hässler (Universität Zürich) ins Leben gerufen und wird im Bericht des Bundesrates zur Datenerhebung zu Diskriminierung von LGBTIQ+ Personen als erste größere LGBTIQ+ Studie in der Schweiz erwähnt. Das Panel erweitert das Verständnis dafür, wie sich LGBTIQ+Personen in der Gesellschaft integriert fühlen und wie sich ihre Situation im Laufe der Zeit verändert. Um möglichst viele Personen zu erreichen, kommunizieren wir uns Ergebnisse über unsere Social-Media-Kanäle mit Hilfe unseres studentischen Teams.

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