Mittwoch, 7. Dezember 2022

Heidi

Toxische Pestizide: So weit haben wir es gebracht!

PflanzenschutzmittelPSMPestizideBiodiversitätArtenvielfalt

Vergleich der gesundheitsbezogenen Gefahrenhinweise von Wirkstoffen (AS), die für die Verwendung in der konventionellen (ConvAS, n = 256) und ökologischen Landwirtschaft (OrgAS, n = 134) zugelassen sind. Die Ergebnisse der chi2-Tests sind mit Sternchen gekennzeichnet: *** p < 0,001, n.a. ein chi2-Test war wegen zu weniger Kategorien nicht anwendbar.

Vergleich der gesundheitsbezogenen Gefahrenhinweise von Wirkstoffen (AS), die für die Verwendung in der konventionellen (ConvAS, n = 256) und ökologischen Landwirtschaft (OrgAS, n = 134) zugelassen sind. Die Ergebnisse der chi2-Tests sind mit Sternchen gekennzeichnet: *** p < 0,001, n.a. ein chi2-Test war wegen zu weniger Kategorien nicht anwendbar.

Vergleich der akuten und chronischen aquatischen Toxizität von Wirkstoffen (AS), die für die Verwendung in der konventionellen (ConvAS, n = 256) und ökologischen Landwirtschaft (OrgAS, n = 134) zugelassen sind. Die Ergebnisse der chi2-Tests sind mit Sternchen gekennzeichnet: *** p < 0,001; n.a. ein chi2-Test war nicht anwendbar, da es zu wenige Kategorien gab.

Vergleich der akuten und chronischen aquatischen Toxizität von Wirkstoffen (AS), die für die Verwendung in der konventionellen (ConvAS, n = 256) und ökologischen Landwirtschaft (OrgAS, n = 134) zugelassen sind. Die Ergebnisse der chi2-Tests sind mit Sternchen gekennzeichnet: *** p < 0,001; n.a. ein chi2-Test war nicht anwendbar, da es zu wenige Kategorien gab.

Immer wieder wird behauptet, dass die biologisch wirtschaftenden Bauern auch nicht viel besser seien. Sie würden einfach andere, auch problematische Wirkstoffe verwenden. Zudem „befürchtet“ die Industrie, dass eine Ausweitung der Biolandwirtschaft nachteilig wäre, weil grössere Mengen an Wirkstoffen eingesetzt werden.

Die Schweiz lehnt sich bei der Bewilligung von Pestiziden an die EU-Praxis, daher sind die Ergebnisse dieser Studie auch für die Schweiz relevant. Heidi fügt noch hinzu, dass in der Schweiz zugelassene Pestizide, die sich in der Praxis als zu gefährlich erweisen, in der Regel später verboten werden als in der EU.

Mit einer Studie haben Wissenschaftler des Umweltforschungsinstituts & Umweltorganisation Global 2000 (Friends of the Earth Austria) in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) nun Klarheit geschafft: Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass die Gesundheits- und Umweltwirkungen der in der Biolandwirtschaft eingesetzten Mittel sehr, sehr viel kleiner sind. In einer weiteren Studie werden die ökotoxikologischen Wirkungen von Pestiziden der konventionellen und biologischen Landwirtschaft verglichen.

Die Forscher haben die offizielle EU-Pestiziddatenbank ausgewertet, um 256 Wirkstoffe, die nur auf konventionellen Anbauflächen verwendet werden dürfen, mit 134 Wirkstoffen zu vergleichen, die auf ökologischen Anbauflächen zugelassen sind. Als Vergleichsmassstab dienten die Gefahrenklassifizierungen des Global Harmonisierten Systems (GHS) und die ernährungs- und arbeitsmedizinischen Richtwerte, die im Zulassungsverfahren festgelegt wurden.

Pestizide der konventionellen Landwirtschaft viel schädlicher

Der Vergleich ergab, dass 55% der nur in der konventionellen Landwirtschaft verwendeten Wirkstoffe Hinweise auf Gesundheits- oder Umweltgefahren enthielten, aber nur 3% der für den ökologischen Landbau zugelassenen.

Warnhinweise über mögliche Schäden für das ungeborene Kind, den Verdacht auf Karzinogenität oder akute tödliche Wirkungen fanden sich in 16% der in der konventionellen Landwirtschaft verwendeten Wirkstoffe, aber in keiner im ökologischen Landbau.

Darüber hinaus haben die europäischen Behörden für 93% der konventionellen Pflanzenschutzmittel, aber nur für 7% der ökologischen Pflanzenschutzmittel gesundheitsbezogene Richtwerte für die ernährungsbedingte und nicht ernährungsbedingte Exposition festgelegt.

Biologische Vielfalt schützen und Ernährungssicherheit erhalten

Die Wissenschaftler befürworten daher politische Massnahmen und Strategien zur Verringerung des Einsatzes und der Risiken von Pestiziden, die in der konventionellen Landwirtschaft zugelassen sind, sowie zur Stärkung des ökologischen Landbaus, um die biologische Vielfalt zu schützen und die Ernährungssicherheit zu erhalten.

Die Bewertung zeigt, dass Pestizidwirkstoffe, die für den Einsatz in der konventionellen und integrierten Landwirtschaft zugelassen sind, eindeutig gefährlicher für Mensch und Umwelt sind als die natürlich vorkommenden, die für den Einsatz im ökologischen Landbau zugelassen sind.

Behauptungen der Pestizidindustrie, wonach die in der europäischen „Farm to Fork“-Strategie vorgesehene Ausweitung des ökologischen Landbaus zu ökologischen Kompromissen führen könnte, weil vermehrt natürliche Pestizide eingesetzt würden, werden durch die Ergebnisse dieser Analyse eindeutig nicht gestützt.

Ökologische Landwirtschaft fördern

Die Wissenschaftler befürworten daher jede politische Strategie, die darauf abzielt, den Einsatz und das Risiko chemischer Pestizide zu reduzieren und gleichzeitig die Anbaufläche des ökologischen Landbaus zu vergrössern. Dies werde dazu beitragen, die Gefahren für die menschliche Gesundheit, die Umwelt und die biologische Vielfalt zu verringern und damit die Ökosystemleistungen zu erhalten, die für die Aufrechterhaltung der Ernährungssicherheit von wesentlicher Bedeutung sind.

Toxicological Comparison of Pesticide Active Substances Approved for Conventional vs. Organic Agriculture in Europe. Helmut Burtscher-Schaden et al., MDPI Open Access Journals 2.12.22

 

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7.12.22 HOME

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